Montag, 4. April 2016

01.03. bis 09.03.2016: Wellenreiter und das beste Weinanbaugebiet Chiles

Wir machen uns auf zum Salto del Laja, dem größten Wasserfall Chiles. Aber nach den anstrengenden Tagen im sehr lauten und hektischen Temuco gönnen wir uns zunächst eine Auszeit auf dem recht luxuriösem Campingplatz, der über eine sehr gepflegte Pool-Anlage verfügt. Außerdem ist hier, kaum 150 km weiter nördlich, plötzlich unglaublich heiß: Das Thermometer klettert auf über 30 Grad!

Seltener Luxus
Jeder Stellplatz hat sogar sein eigenes Abwaschbecken! Der Platz hier wird von einem Schweizer betrieben. Die Saison ist jedoch vorbei. Ende Februar endeten hier landesweit die Schulferien, und damit auch die Urlaubssaison. Arbeiter sind dabei, Sonnenschutzplanen und Waschbecken abzumontieren, sie werden über Winter eingelagert (bei uns natürlich noch nicht). Wir sind fast die einzigen Gäste auf dem weitläufigen Gelände. Ein Umstand, dem wir künftig noch häufig begegnen werden.

Das bleibt jedoch nicht ganz so, denn hier haben wir uns mit Dragica und Rainer aus Hamburg verabredet, die wir vor einigen Monaten in Puerto Natales ganz im Süden kennen gelernt hatten. Das Wiedersehen ist sehr herzlich, und zusammen verbringen wir zwei entspannte Tage miteinander hier auf dem Campingplatz. Dabei darf natürlich auch der Besuch des Wasserfalls nicht fehlen! Am Ende eines langen, sehr trockenen Sommers führt er zwar nur vergleichsweise wenig Wasser, ist aber trotzdem sehr beeindruckend! Gut vorstellbar, wie es hier im Frühjahr abgehen muss!

Camping mit Freunden
Nicht, dass es uns schlecht geht!
Salto de Laja
Gruppenfoto mit Rainer und Dragica
Danach zieht es uns wieder an den Pazifik. Das Meer mit seinen mächtigen Wellen ist einfach faszinierend, stundenlang könnte man einfach nur dastehen und schauen! 



Auf dem Campingplatz in Playa Buchupuero wartet eine Überraschung auf uns. Thomas entdeckt sofort ein Berliner Motorrad: Chris ist hier! Wir freuen uns alle sehr über dies ungeplante Wiedersehen und genießen die gemeinsame Zeit. Unter anderem besuchen wir einen Strand, dem eine Seelöwen-Insel vorgelagert ist.

Seelöwenfelsen 

Elke versucht sich als Friseurin und verpasst Chris einen Haarschnitt, im Gegenzug bekommt sie von Thomas die Haare geschnitten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Leider haben wir es jedoch versäumt, auf dem Campingplatz gleich bei Anreise nach dem Preis zu fragen. Als der unerwartet hoch ausfällt und sich der Padron auf keinen Handel einlassen will, fahren wir bereits nach zwei Nächten wieder weiter. 

Der nächste Campingplatz liegt ebenfalls am Pazifik, ein Surfer-Camp in der Nähe von Constitution. Die GPS-Daten sind schnell ins Navi eingegeben, und los geht’s. Irgendwann geht es links ab auf eine Schottenpiste in den Wald. Zunächst sieht alles noch ganz harmlos aus. Aber irgendwann wird der Weg immer enger. Aus der Schottenpiste ist ein Forstweg geworden. Als Thomas feststellt, dass wir uns, nur 3 km vom Zielort entfernt, in knapp 250 m Höhe befinden, merken wir dass etwas nicht stimmt. Der Weg geht in Haarnadelkurven steil nach unten. Zudem wird es plötzlich ziemlich neblig. Die Wolken hängen tief. An Wenden ist auf dem engen, forstwirtschaftlichen Weg nicht zu denken. Gegenverkehr wäre jetzt die ultimative Katastrophe! Aber es kommt niemand, dafür ist jedoch irgendwann ein Ende der Strecke in Sicht.

Ausfahrt aus dem Forstweg. Hier wurde es wieder harmlos und man konnte aufatmen.
Wir erreichen die Hafenanlage von Puerto Magulines. Einen richtigen Hafen gibt es hier nicht. Statt dessen ragen zwei riesigen, hohe Molen, weit hinaus ins Meer. Auf einer von ihnen kann man hinaus gehen. Fischerboote lagern hier. Sie werden mit Seilwinden ins Wasser gelassen und wieder hinauf geholt. Unter dem Steg brechen sich die mächtigen Wellen. 



Der Campingplatz liegt kurz dahinter. Hier können wir zum ersten Mal Surfer beobachten.





Ein leicht mulmiges Gefühl bleibt jedes Mal bei den Übernachtungen direkt am Meer, weisen doch allerorten Hinweisschilder auf den Rettungsweg im Falle eines Tsunamis hin. Mancherorts - wie hier - würde man im Falle eines Falles aber ziemlich in der Falle sitzen, da sich direkt über dem Campingplatz sehr steile Felsen erheben, die zudem noch mit Stacheldrahtzaun vorm „Überklettern“ gesichert sind.

Am nächsten Tag - es scheint nun auch wieder die Sonne! - gehen wir nochmal auf die Mole und kaufen fangfrischen Merluza für das Abendessen.


Auf der Weiterfahrt passieren wir einen Vogel-Felsen, auf dem sich u. a. auch Pelikane tummeln.


Eigentlich wollen wir nun die ausgedehnten, riesigen Dünen von Putú besuchen, doch nirgendwo finden wir einen Zugang, geschweige denn Hinweisschilder. Die sind hierzulande sowieso sehr selten und stehen manchmal auch nur von einer Fahrtrichtung aus sichtbar am Straßenrand. So fahren wir die Küste soweit wie möglich hoch - die Straße endet irgendwann - und anschließend wieder hinunter. Ein großer Campingplatz am Pazifik bietet uns Unterkunft für die Nacht. In Anbetracht der extrem ungepflegten sanitären Anlagen (warme Duschen gibt es hier sowieso nicht) ist er völlig überteuert. Aber wir sind die einzigen Gäste, und das Meer ist wie immer grandios. Wir lassen uns hier den vormittags erstandenen Fisch schmecken.

Die einzigen Gäste auf dem Platz

Am nächsten Tag erreichen wir Curicó, eine größere Stadt. Es ist wieder richtig heiß! Schon länger haben wir nicht mit Thomas’ Eltern telefoniert, und so machen wir uns auf die Suche nach einem Telefonladen. Es dauert ziemlich lange, bis wir fündig werden. Danach gönnen wir uns ein Eis. Zwei Sorten dürfen es an diesem heißen Tag gerne sein. Nicht ganz günstig, aber was soll’s! Wir staunen nicht schlecht, als die Eisdielendame eine Kugel nach der anderen auf den Waffeln platziert. „Eine Sorte“ entspricht hier mindestens drei Kugeln pro Geschmacksrichtung….!


Nur wenige Kilometer südlich der Stadt liegt das Weingut Miguel Torres. Das wollen wir besichtigen. Als einzigen Besucher am späten Nachmittag bekommen wir eine Exklusiv-Führung nur für uns beide. Es wird hier etwas Personenkult um Señor Torres getrieben, der Ende der 1970er Jahre aus Spanien kam (ja, der spanischen Torres-Wein-Sohn), und das Potential der chilenischen Weinbauregion erkannte, die bis dato international kaum eine Rolle spielte. Hier können wir auch die verschiedenen Rebsorten direkt „vom Strauch“ kosten und vergleichen. Abgerundet wird die ganze Veranstaltung dann natürlich noch von einer Wein-Verkostung! 


Hier kann man die Rebsorten vom Strauch verkosten

Über die Autobahn, die Ruta 5, wollen wir etwas nordwärts fahren. Doch ein schwerer Unfall mit einem LKW und einem Bus nur wenige hundert Meter vor uns vereitelt diesen Plan, es gibt eine Vollsperrung. Irgendwann kommt Polizei auf Motorrädern und fordert einzelne PKW zum Wenden auf! Tatsächlich machen sich immer mehr Autos auf dem Standstreifen auf den Rückweg, und so schließen auch wir uns irgendwann an. 


Auf einer langwierigen Umleitung geht es um Curicó herum. Wir schlagen einen Weg nach Osten Richtung Berge ein. Es wird schon langsam dunkel, als wir endlich, etwas abseits der Straße, einen Stellplatz in einem Flußtal finden, wo wir die Nacht verbringen können. Ein einzigartiger Sternenhimmel entschädigt uns für die lange Stellplatzsuche!


Am nächsten Tag geht es den selben Weg wieder zurück, und weiter Richtung Westen. Wir fahren durch das Colchagua-Tal, eine der besten Weinbauregionen Chiles. Unterwegs erblicken wir zufällig ein Schild des Weinguts MontGras. Diesen guten Wein kennen wir bereits von zu Hause, wir haben ihn schon mehrfach bei Citti (mit Werbung finanzieren wir schließlich unsere Reise) in Kiel gekauft! Da darf eine Besichtigung dieses Weinguts natürlich nicht ausgelassen werden! Gemeinsam mit einem brasilianischen Pärchen werden wir herum geführt und erfahren allerlei Interessantes. Wir dürfen eine kleine Kostprobe von kürzlich frisch eingefülltem Saft sowie von kurz vor der Flaschenabfüllung stehendem einjährigen Wein direkt aus den rund 37.000 Litern fassenden Edelstahltanks nehmen. 

Keine Ahnung, wie viel von den 37.000 l danach noch übrig waren
Ein Teil des Weins reift noch zwischen drei Monaten und zwei Jahren in Eichenholzfässern, die aus Frankreich und Nordamerika bezogen werden. Ein Fass fasst 250 Liter, kostet rund 900,- Euro und kann etwa fünf Jahre lang verwendet werden, bis sein Aroma „verbraucht“ ist. 


MontGras exportiert rund 95% seiner Weine, der größte Abnehmer ist Dänemark. Und wir hatten uns schon gewundert, dass wir diesen Wein hier in Chile so gut wie nie in den Regalen sehen… Am Ende der Besichtigungstour stand auch diesmal die Verkostung, begleitet von kleinen, wohl ausgewählten Speisen.

Sehr lecker!!!


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