Mittwoch, 30. Dezember 2015

20.-25.12.2015: An der Magellanstraße: Punta Arenas

Weiter geht es zur nächsten größeren Stadt, etwa 250 km über gute, asphaltierte Straßen. Eine Wohltat nach den vielen Schottenpisten im Nationalpark und drumherum! Punta Arenas ist die Hauptstadt der chilenischen Provinz Magellanes - und liegt dementsprechend auch direkt an der Magellanstraße. Sie hat rund 120.000 Einwohner, ist also für hiesige Verhältnisse eine richtige Großstadt. Im Rest der Region (allerdings incl. dem antarktischen Teil Chiles) kommen 0,1 Einwohner auf 1 qkm!

Punta Arenas
Dortmundfans weltweit
Wir kampieren hier für insgesamt vier Nächte auf einer Art Picknickgelände, etwa 20 km vor der Stadt. Und wir sind hier nicht allein. Fast jeden Abend stehen hier mindestens vier Wohnmobile, überwiegend aus Deutschland und der Schweiz. 


Man kommt schnell ins Gespräch und tauscht seine Reiseerfahrungen aus.

Erfahrungsaustausch  auf dem Parkplatz
Wir lassen hier endlich unsere Klimaanlage reparieren, die schon seit Beginn der Reise nicht funktioniert (das ist im Moment zwar nicht erforderlich, aber wir wollen irgendwann ja auch mal wieder in wärmere Regionen vordringen). Außerdem war die Servo-Flüssigkeit irgendwie heraus geschwappt und auf „Minimum“, auch das wurde gerichtet.

Hier in Chile ist auf jeden Fall „mehr Weihnachten“ als in Argentinien. Es ist mehr geschmückt und man hört in so ziemlich jedem Laden Weihnachtslieder. Allerdings nicht die bei uns üblichen Pop-Hits (wie „Driving home for christmas“), sondern hauptsächlich englisch-internationale Weihnachtsvolkslieder (Jingle bells, White Christmas, Feliz navidad, Little Drummerboy, etc.) in den unterschiedlichsten Interpretationsformen, von rockig, poppig bis jazzig oder auch extrem kitschig. Für Thomas jedenfalls genug, um froh zu sein, als die Festtage vorbei waren!

Weihnachsbaum in Punta Arenas
Am Heiligen Abend haben wir von einem Café aus mit der Familie skypen und so ein bisschen gemeinsam feiern können. Schön!

Nachdem wir nun schon gut eine Woche mangels Campingplatz ausschließlich „wild“ gecampt haben (hier gibt es auf fast 500 km keinen bewirtschafteten Campingplatz „mit Service“!), hatten wir das dringende Bedürfnis nach einer gründlichen Körpererinnerung. Wir gönnten uns daher zum Fest den Besuch des „Wellness-Centers“ des örtlichen Luxushotels. Der Eintritt war mit umgerechnet 30,- Euro pP zwar unverhältnismäßig hoch (wahrscheinlich will man Leute wie uns und Backpacker etc. abschrecken und erwartet hauptsächlich die Hotelgäste), der „Luxus“ war eher medium (der gute Wille war da, aber die Umsetzung teilweise wieder südamerikanisch-unperfekt), aber es hat unendlich gut getan, ausgiebig zu duschen, im warmen Wasser und im Whirlpool zu planschen und sogar die kleine Sauna zu besuchen. Derer gab es zwei, eine für Männlein und eine für Weiblein. Das Tauchbecken dort hatte normale Schwimmbadtemperatur (Dafür gab es im richtigen Schwimmbad „Warmbadetagwasser“). Und die Bänke waren nur zum Sitzen geeignet, weil zum Liegen zu schmal. Aber immerhin!

Ungewöhnlich war auch, dass die ganze Zeit über - wir waren etwa drei Stunden lang dort - eine Putzfrau unterwegs war, und im Schwimmbadbereich und auch auf den Gängen das Spritz- und Tropfwasser aufwischte. Es sollte wohl den hohe Hygienestandard verdeutlichen und vor dem Ausrutschen schützen. Wir empfanden dies allerdings eher als störend, da sie wirklich immer präsent war und im Schneckentempo vor sich hin feudelte.

Nach der persönlichen Grundreinigung ging es uns jedenfalls richtig gut, und wir beendeten den Tag mit dem Festmahl einer Pizza (in einer Pizzeria, die fast ausschließlich von ausländischen Touristen besucht war).

Wellness mit Aussicht


Dienstag, 29. Dezember 2015

15.-19.12.2015 Nationalpark Torres del Paine

Der Himmel ist wolkenverhangen, als wir uns dem vielleicht populärsten Teil Patagoniens nähern: Dem Nationalpark Torres del Paine. Die Fotos dieser Berge fehlen in keinem Reiseführer und Bildband über dieses Land. 

Die erste Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz kurz vor der Einfahrt zum Nationalpark. Am nächsten Tag ist das Wetter nicht besser. Von der fantastischen Aussicht ist aber auch gar nichts zu sehen. Wir fangen schon an zu zweifeln, ob hier nicht wieder maßlos übertrieben wird. Wahrscheinlich gibt es keine Berge hinter den Wolken. Wir fahren in den Park hinein, zu einem Wasserfall. Es fängt an zu regnen. Na toll…! 

Der atemberaubend schöne Nationalpark Torres del Paine
So landen wir schon am frühen Nachmittag auf einem Campingplatz und vertrödeln dort die Zeit. 
Überraschung am nächsten Morgen: Strahlend blauer Himmel und eine fantastische Sicht lassen uns schon vor dem Frühstück zur Kamera greifen!

Na gut, er ist doch ganz akzeptabel
Wir fahren erneut zu dem Wasserfall, der sich nun im Sonnenlicht zeigt, und machen von dort aus eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf die „Hörner“ (Torres). Der Anblick ist atemberaubend! Irgendwann verziehen sich sogar für eine kurzen Moment sämtliche Wolken!

Die Hörner
Als wir den nächsten Campingplatz erreichen, steht dort ein Berliner Motorrad: Chris ist auch hier. Wir freuen uns alle drei über das Wiedersehen. 

Am nächsten Tag starten wir beide zu einer Wanderung. Der Weg ist doch beschwerlicher, als erhofft: Fast zwei Stunden lang geht es nur bergauf. Am Zielpunkt, einem kleinen Campingplatz „El Chileno“, ruhen wir uns nur kurz aus, denn es kommt etwas Regen auf. 

Vorsicht "Rolling Stones"
Der wird aber zum Glück bald wieder vom Wind verweht. Der Abstieg ist auf dem holprigen Weg kaum weniger beschwerlich als der Aufstieg. Immerhin bieten sich wieder viele schöne Ausblicke auf die Landschaft. Manchmal kommen auch Pferde vorbei, die alles Erforderliche zum Campingplatz in den Bergen transportieren (es gibt keine Straße dorthin), von Lebensmitteln bis zu großen Gasflaschen für die dortige Hütte mit kleinem Restaurant. Und gegen ein recht stolzes Honorar auch Touristen, die nicht zu Fuß gehen möchten. Abends sind wir dann redlich erledigt!

Nachschub für den Campingplatz
Ein Condor ganz weit oben am Himmel

Am letzten Tag im Nationalpark besuchen wir noch den Lago Grey, einen See an dessen Ende sich ein Gletscher erstreckt. Eigentlich hatten wir vor mit einem Schiff ans Ende des Sees zu fahren, um von dort entlang des Gletschers zu wandern. Allerdings kostet die Tour 80 EUR pro Person. Uns scheint das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht ganz zu stimmen und lassen es bleiben. Zumal der Gletscher ziemlich Wolkenverhangen war.

Gletscher am Lago Grey
Eisberge im Lago Grey
Am Abend erleben wir dann einen herrlichen Sonnenuntergang. Und auch einen kurzen Blick auf den Sonnenaufgang am nächsten Morgen um 04:45 Uhr, für den wir uns den Wecker gestellt haben. Allerdings genossen wir diesen Anblick nur vom Bett aus durch das Fenster. :-)

Torres del Paine im Abendlicht


13.-15.12.2015 Weiterfahrt nach Chile - und die 1. Panne!

Über die Ruta 40 machen wir uns auf den Weg Richtung Chile. Die Straße macht hier einen riesigen Bogen über gesamt etwa 250 km, den man per 70 km Schotterpiste deutlich abkürzen kann. Wir also rauf auf die Schottenpiste. Die Strecke ist teilweise gut befahrbar, teilweise aber auch sehr grobschotterig und schlecht. Irgendwo machen wir einen kurzen Fotostop. Nur wenige hundert Meter weiter fällt uns auf, dass der Wagen irgendwie „merkwürdig“ fährt. Es ist passiert: Das rechte Hinterrad hat es komplett zerfetzt! An ein Weiterfahren ist nicht zu denken. Und es stürmt hier wie wild, bei nur etwa 10 Grad Außentemperatur. Zum Glück haben wir das richtige Werkzeug dabei. Per Highjack schaffen wir das mehr als 3,5 t schwere Wohnmobil anzuheben und binnen einer Stunde den kompletten Reifenwechsel zu machen. Zwei Reservereifen haben wir sowieso dabei. Nur etwa 5 km weiter erreichen wir dann wieder die geteerte Ruta 40. Das hätte eigentlich nicht sein müssen!

Die obligatorische Reifenpanne hätten wir dann auch abgehakt!

Reifenwechsel in der patagonischen Pampa
Über Rio Turbio geht es an die chilenische Grenze. Die Ausreise aus Argentinien klappt problemlos  (nach Anstellen an zwei Schaltern). Dann geht’s weiter, in der Erwartung eines chilenischen Grenzpostens. Lange Zeit passiert nichts. Die Argentinier und Chilenen pflegen eine dauerhafte und intensive Abneigung gegeneinander! Aber nach etwa 10 km kommt dann doch ein chilenisches Zollgebäude, wo wir wieder erfolgreich zwei Schalter passieren. Eine recht freundliche Zöllnerin überprüft unseren frischen Lebensmittel, deren Einfuhr verboten ist, und konfisziert ein wenig Obst und Gemüse - und eine unangeschnittene Salami. 


Wir fahren weiter nach Puerto Natales , wo wir uns in Ermangelung eines Campingplatzes auf einen Parkplatz direkt am Wasser stellen. Unser erster Kontakt mit dem Pazifik! Naja, dieser liegt noch etliche km weiter außerhalb dieses Gewässers, Aber es ist das selbe Wasser! Eigentlich liegt die Stadt an einen Meeresarm mit dem Namen "Ultima Esperanza" - Fjord der letzten Hoffnung. Diesen Namen bekam er, weil er bei der Suche nach einer West-Ostpassage durch die Magellanstraße die letzte Hoffnung war, die ersehnte Durchfahrt zu finden. Leider trug die Hoffnung. 
Der Fjord "Ultima Esperanza"
Hier treffen wir Dragiza und Rainer aus Hamburg, die schon in Feuerland waren und jetzt wieder nordwärts fahren. 
Die beiden sprechen gut Spanisch. Rainer war früher Lehrer an einer deutschen Schule in Chile. Er begleitet uns am nächsten Tag zu einem Reifenhändler, der uns einen neuen Reifen an Punta Arenas bestellt. Dieser wird noch am selben Abend - per Transport in einem Überlandbus -geliefert.
Norddeutsche unter sich - natürlich direkt am Wasser!
Puerto Natales ist ein nettes Städtchen, zwar auch recht touristisch, weil direkt am Nationalpark „Torres del Paines“ gelegen, aber nicht so überkandidelt wie El Calafate. Jedoch ist hier mal wieder kein Internet verfügbar.

Im Zentrum von Puerto Natales

Fliegende Menschen







Samstag, 12. Dezember 2015

04.-11.12.2015: Parque Nacional Los Glacieres

Seit zwei Tagen sind wir nun auf der legendären Ruta 40 unterwegs, die Argentinien von Nord nach Süd durchquert und Teil der Panamericana - der berühmten Strecke von Alaska im Norden bis Feuerland im Süden - ist. Die Ortschaften werden kleiner, die Entfernungen zwischen ihnen immer größer (bis zu 200 km) und der Gegenverkehr seltener. Höchstens eine Handvoll Autos kommen einem auf so einer Strecke entgegen. Man ist fast gewillt anzuhalten, sich mit Handschlag zu begrüßen, nach dem woher und wohin zu fragen und dann weiter seines Weges zu ziehen, so wie es vielleicht vor langer Zeit die Gauchos auf ihren Pferden getan haben. Tankstellen sind selten und hier in der endlosen Einsamkeit einen Tankstopp auszulassen, kann verhängnisvolle Folgen haben.

Die legendäre Ruta 40

Wir nähern uns dem Nationalpark Los Glacieres („Gletscherpark“). Je näher wir kommen, desto mehr Fotostopps machen wir, denn der Ausblick auf das Fitz-Roy-Massiv wird von Kilometer zu Kilometer faszinierender!

El Chalten mit Fitz Roy
Schließlich erreichen wir El Chalten und gehen auf den dortigen Campingplatz. Hier treffen wir auf die deutsche Seabridge-Reisegruppe, die gemeinsam den südlichen Teil der Panamericana fährt.  - und sind froh, das wir bei unserer Reise keinem Gruppendruck unterliegen und alles frei planen können. 

El Chalten ist ein netter, noch sehr junger Ort, der ausschließlich vom Wandertourismus lebt. Es gibt jede Menge Hostels und Hotels, sowie viele Lokalitäten und Souvenirshops. Eine so gute touristische Infrastruktur hatten wir bis dato noch nirgendwo anders gefunden. Einzig das Internet steckt hier noch in den Kinderschuhen. In einem Café haben wir - nach rund einer Woche in der „Wildnis“ - ein kleines, schwaches Netz gefunden, das aber nur für WhatsApp ausreichend stark ist. Immerhin, es ist wieder Kontakt mit der Heimat möglich!


Wir machen hier eine kleine Wanderung zu zwei Aussichtspunkten auf einem Berg am Rand der Stadt. Von dort hat man einen sehr schönen Ausblick auf den Fitz Roy (3405 Meter) und den Cerro  Torre. Diese mächtigen Granitnadeln sind der Spot für Felsenkletterer aus aller Welt. Wer es weniger aufregend mag, findet viele Wanderwege in der Umgebung.


Es tut unendlich gut, nach rund drei Wochen entlang staubiger Pisten, endlich mal wieder sattes Grün zu sehen! Zwar ist der Bewuchs auch hier noch relativ karg, aber es gibt (nicht allzu große) Bäume, blühende Sträucher, fettes Gras auf dem Campingplatz - und unzählig viele Löwenzahnpflanzen! Man fühlt sich fast in die heimische Bergwelt versetzt.

Wir planen eine Wanderung an den Lago Capri, einen kleinen See, von dem aus man einen sehr schönen Ausblick auf den Fitz Roy hat. Leider läuft Elke sich schon nach kurzer Zeit fette Blasen an den Fersen in ihren neuen Wanderschuhen (ja, soll man nicht machen!!), so dass Thomas den Weg allein fortsetzt. Es besteht keine Gefahr, dass er unterwegs verloren geht, denn es sind unzählige andere Wanderer hier unterwegs.



Chilenischer Feuerbusch

Lago Capri mit Blick auf den Fitz Roy



Am nächsten Tag geht es weiter nach El Calafate, der „Hauptstadt“ des Nationalparks. Hier kommen wir auf dem Campingplatz unter. Zunächst besuchen wir das „Glaciarium“, ein neues, multimedial gestaltetes Museum, das sich mit allem rund um Eis und Gletscher im Allgemeinen und den hiesigen Gletschern im Besonderen befasst. 

Die Eingangsfront des Glaciariums wurde in Anlehnung an Gletscherspalten gestaltet. Im Hintergrund übrigens ein ausgedehnter Flächenbrand in ca. 40 km Entfernung, der die ganze Stadt in einer dichten Rauchwolke einnebelte.



Am nächsten Tag zieht es uns zum berühmtesten Gletscher des Landes, den Perito-Moreno-Gletscher. Der Eintritt in den Nationalpark ist happig: 260,- Pesos pro Nase. Und falls man am nächsten Tag wiederkommen möchte, muss man erneut zahlen, lässt uns die Rangerin wissen. 
Je näher wir dem Gletscher kommen, desto dichter werden die Wolken und der Wind wandelt sich zeitweise zum Sturm. Leider fängt es auch noch an zu regnen, es bleibt zum Glück jedoch größtenteils bei Geniesel.



Auf gut ausgebauten Stegen kann man über mehrere Kilometer direkt gegenüber der Gletscherzunge entlang wandern. Trotz des grauen Wetters ist es ein atemberaubendes Farbenspiel in den unterschiedlichsten Blau-Schattierungen in den Gletscherspalten und -rissen. Der Gletscher ist echt riesig! Er ist an dieser Stelle ca. 5 km breit und 60 Meter hoch! Die Länge beträgt rund 30 km. Hiervon kann man wegen der dichten Wolken an diesem Tag jedoch leider nicht viel sehen, es gibt kaum Fernsicht.



Mehrmals brechen kleinere Eisbrocken ab, und einmal können wir sogar das Kalben, das Abbrechen eines riesigen Eisstücks, beobachten, das mit mächtigem Donnern ins Wasser des Lago Argentino kracht. 





Wir sind rund drei Stunden hier unterwegs und machen unzählige Fotos. Alle paar Meter bietet sich ein neuer, grandioser Ausblick auf den mächtigen Gletscher. 

Reichlich durchgefroren (bei 8 °C Außentemperatur, Wind und Regen) erreichen wir wieder unser Wohnmobil, wo endlich die Heizung nach langer Zeit ihren Dienst tun darf. Der eisige Atem des Gletschers hat uns voll erwischt!



Gecampt wird auf einem freien „Campingplatz ohne Service“ am Lago Roca in der Nähe des Gletschers inmitten grandioser Natur.

Freitag, 11. Dezember 2015

02.-03.12.2015: Reise in die Vergangenheit

Über eine sehr schlechte Schotterpiste erreichten wir den geologischen Naturpark „Bosque Petrificado Jose Ormaechea“ bei Sarmiento. Hier hat sich vor Urzeiten (ca. 65 Mio. Jahren) eine große Naturkatastrophe ereignet: Damals waren die Temperaturunterschiede noch größer, und so fegte ein gewaltiger Sturm über das Land hinweg und entwurzelte unzählige Bäume (Palmen und Araukarien), die durch nachfolgende Wassermassen über weite Strecken mitgerissen und verteilt wurden. Die entwurzelten Bäume wurden von Sedimentschichten bedeckt, und über die Jahrmillionen mineralisierte sich das Holz und wurde zu Stein. Durch Erosion wurde es nach und nach wieder frei gelegt. Heute bietet sich ein wahrhaft beeindruckender Anblick: Es schaut aus, als sei der Sturm erst vor Kurzem über die Landschaft gebraust. Alles liegt voller Baumstämme, abgerissener Holzstücke und unzähliger Holzsplitter. Manch ein Stamm ragt erst zur Hälfte aus den Felsen heraus, andere sind auf ganzer Länge frei gelegt. Die Holzstruktur ist komplett erhalten. Man kann nur fühlen und hören, dass es kein organisches Material mehr ist, sehen kann man dies nicht. Wir konnten uns kaum sattsehen und haben - als einzige Besucher! - mehrere Stunden dort verbracht und unzählige Fotos gemacht. Hier nun eine kleine Auswahl:

Das Tal der versteinerten Bäume

Durch Erosion freigelegte Baumstämme




Anschließend verbrachten wir eine annähernd schlaflose Nacht abseits der Straße bei Sarmiento. Als wollte die Vergangenheit uns einholen, heulte ein gewaltiger Sturm über uns hinweg und schüttelte das Auto durch. Jedoch gibt es hier heutzutage keine Gewächse mehr, die höher als 50 cm sind, so dass wir uns nicht vor umherwirbelnden Baumstämmen fürchten mussten.

Einsamer Stellplatz inmitten der Pampa

Ein weiteres Highlight folgte gleich am nächsten Tag: Wir besuchten die Cueva de las Manos („Höhle der Hände“). Die Höhle liegt weit abgeschieden an einem idyllischen Canyon, und so waren wir überrascht über die doch recht vielen Besucher dort, inclusive eines kompletten Reisebusses, bei dem wir uns fragten, wie er die steilen, engen Straßen dorthin bewältigt haben mochte. 
Erst vor rund 70 Jahren wurde diese Höhle mit steinzeitlichen Malereien entdeckt. Der Besuch ist nur mit einer Führung erlaubt. Die Bezeichnung „Höhle“ ist ein wenig irreführend, denn überwiegend sind die rund 9300 Jahre alten Malereien an den Wänden von Felsüberhängen angebracht. Einmal öffnet sich der Fels tatsächlich zu einer etwa 25 Meter tiefen Höhle, die den nomadisierenden Ureinwohnern Schutz geboten hat. Das Innere der Höhle ist jedoch weitgehend unverziert. Es ist erstaunlich, wie gut die Malereien erhalten sind, die nun schon seit fast 10.000 Jahren beständig der starken Sonne und dem windigen Wetter ausgesetzt sind. Vielleicht trägt die hiesige extrem niedrige Luftfeuchtigkeit dazu bei. 
Die Steinzeitmenschen haben in erster Linie Abbildungen von Händen hinterlassen: Große, kleine, auch eine mit sechs Fingern (!), unzählig viele sind es, in verschiedenen Farben. Das zweite Motiv sind Guanakos, ihre bevorzugte Beute und Nahrungsquelle. Flüchtende Ghanakos mit gestreckten Beinen sind stets von einem jagenden Menschen (Strichmännchen) begleitet, weidende Tiere stehen still. Als Farbe dienten gemahlene Mineralien, die in dieser Gegend in unterschiedlichen Farbtönen vorkommen. Wahrscheinlich bot der Canyon mit seinem kleinen Bach auch den Tieren einen etwas wirtlicheren Lebensraum als die karge Umgebung, so dass hier diese Höhlensiedlung entstanden war. 

Eine Oase inmitten der kargen Landschaft Patagoniens
Der Weg zu den Felszeichnungen

Botschaften aus der Vergangenheit

Getanzt hat man schon damals

25. - 01.12.2015: An der Atlantikküste entlang

In Puerto Madryn verbrachten wir 3 Tage auf dem Campingplatz Muncipical. Gutes Internet, warme Duschen und gute Versorgungsmöglichkeiten in der Stadt machten den Aufenthalt angenehm. Gegenüber dem Campingplatz hatte man einen guten Aussichtspunkt über die Bucht und man konnte dann und wann in der Ferne die Wale beobachten. 

Direkt hier waren im Juli 1865 die ersten walisischen Siedler gelandet und hausten die ersten Jahre in Höhlen, die sie sich in den weichen Küstensandstein gehauen hatten. Das damalige Leben in dieser kargen Einöde kann man sich kaum vorstellen! Es soll damals ein Sprichwort in Wales gegeben haben, dass das Verrückteste, was ein Mensch tun kann, das Auswandern nach Patagonien sei…

Hier hausten die ersten walisischen Siedler
Von dort ging es die Atlantikküste entlang Richtung Süden. Erste Station war die Seelöwenkolonie in Punta Lomo. Hier konnten wir die Seelöwen beobachten, wie sie sich faul in der Mittagshitze sonnten. Ab und zu einmal ein kühlendes Bad nehmend. Die Männchen ließen oft ein beeindruckendes Brüllen hören. Sie waren bereits dabei, ihren Harem für die Brunftzeit im Januar zu gründen. Auf den Felsen nistet eine Kolonie Felsenscharben.






Weiter ging nach Trelew, einer Stadt die die zwar ein wichtiges Wirtschaftszentrum der Region darstellt, sonst aber wenig zu bieten hat. Attraktion der Stadt ist das sehr interessante Museo de Paleontólogico Egidio Feruglio, ein naturkundliches Museum, in dem fossile Funde aus Patagonien ausgestellt werden. In der Eingangshalle findet man ein nachgebildetes Dinosaurierskelett, das stark an den Saurier im Kinofilm „Nachts im Museum“ erinnert. 


Auch der größte Saurier Südamerikas wurde hier in der Nähe vor einigen Jahren gefunden.

Oberschenkelknochen des Titanosaurus

Die Nacht verbrachten wir in Playa Union, einem Badeort, der für seine Commerson-Delfine bekannt ist. Eine Bootstour zu den Tieren schenkten wir uns aber. Stattdessen versorgten wir uns am Fischereihafen mit frischen Langusten, dir wir abends lecker gegrillt verspeisten.



Am nächsten Abend erreichten wir einen Strand bei Cabo Raso, mitten im Nirgendwo. Bis zur nächsten Siedlung sind es 80 km über staubige Schotterpisten. Dort fanden wir einen wunderbaren Stellplatz mit grandioser Aussicht. Bei einem Strandspaziergang stießen wir auf eine einsame Seelöwen-Dame, die keinerlei Berührungsängste zeigte.

Da auf dem Strand befindet sich irgendwo der Seeelefant


Ganz in der Nähe befindet sich in dem Naturschutzgebiet Punta Tombo der größte Pinguinbrutplatz auf dem südamerikanischen Festland. Bis zu 500.000 Pinguine sollten dort brüten. Die Kolonie darf nur mit Führung durch einen Ranger besucht werden. Ganze Busladungen mit Touristen werden dort hingebracht. Ein Grund für uns, diese Kolonie zu meiden und weiter südlicher zum Cabo de Bahia zu fahren. Abgelegener, kleiner und deutlich weniger besucht. Die Entscheidung erwies sich als richtig: Wir hatten die Pinguine ganz für uns allein. Ein höher gelegter Steg führt mitten durch die brütenden Pinguine hindurch, die sich in keinster Weise von uns stören ließen. Wir hatten großes Glück, denn die Brutzeit neigte sich dem Ende zu. Die ersten Küken waren schon da, und wir konnten sogar zusehen, wie eines gerade aus dem Ei schlüpfte.
Der Laufsteg durch die Pinguinkolonie



Frischgeschlüpftes Pinguinküken
Den Abend und die Nacht verbrachten wir an einem wildromantischen Strand in der Nähe der Pinguinkolonie und konnten dort sogar Seelöwen beim Jagen beobachten.



Über schier endlose, staubige Straßen ging es dann weiter nach Comodoro Rivadavia. Ein nicht besonders attraktiver Ort, der durch Ölvorkommen in der Umgebung zu Wohlstand gekommen ist. Über viele Kilometer rings um die Stadt kann man die Ölförderanlegen sehen. 

Leider hatten wir es verpasst, uns rechtzeitig mit frischem Bargeld einzudecken. Schon seit drei Tagen waren wir auf der vergeblichen Suche danach: Kein Hotel wollte tauschen (jedenfalls nicht zum Blue-Dollar-Kurs), und auch die Automaten spuckten nichts aus, wohl weil Wochenende und danach ein Feiertag waren. Aber in einem Hostel wies man uns den Weg in eine Videothek ein paar Häuser weiter, wo wir endlich einige Dollar zum patagonischen Schwarzmarkt-Kurs (1:13, statt 1:15 wie in Buenos Aires) tauschen konnten. Mit dem regulären Wechselkurs (1:9) ist das Leben in Argentinien für uns sehr teuer und liegt häufig über deutschem Niveau. Selbst unser Reiseführer (Drucklegung 2014) ist, was Preisangaben betrifft, hoffnungslos veraltet. Die Inflation schreitet mächtig schnell voran! Wir sind gespannt, was der Wahlsieg des konservativ-liberalen Macri am vorigen Wochenende diesbezüglich bringen wird.

Auf dem Campingplatz in Rada Tilly war dann erstmal Hausarbeit angesagt: Da es dort große Waschbecken mit warmen Wasser gibt (nicht selbstverständlich in Argentinien) wurde große Wäsche gemacht!