Montag, 4. April 2016

01.03. bis 09.03.2016: Wellenreiter und das beste Weinanbaugebiet Chiles

Wir machen uns auf zum Salto del Laja, dem größten Wasserfall Chiles. Aber nach den anstrengenden Tagen im sehr lauten und hektischen Temuco gönnen wir uns zunächst eine Auszeit auf dem recht luxuriösem Campingplatz, der über eine sehr gepflegte Pool-Anlage verfügt. Außerdem ist hier, kaum 150 km weiter nördlich, plötzlich unglaublich heiß: Das Thermometer klettert auf über 30 Grad!

Seltener Luxus
Jeder Stellplatz hat sogar sein eigenes Abwaschbecken! Der Platz hier wird von einem Schweizer betrieben. Die Saison ist jedoch vorbei. Ende Februar endeten hier landesweit die Schulferien, und damit auch die Urlaubssaison. Arbeiter sind dabei, Sonnenschutzplanen und Waschbecken abzumontieren, sie werden über Winter eingelagert (bei uns natürlich noch nicht). Wir sind fast die einzigen Gäste auf dem weitläufigen Gelände. Ein Umstand, dem wir künftig noch häufig begegnen werden.

Das bleibt jedoch nicht ganz so, denn hier haben wir uns mit Dragica und Rainer aus Hamburg verabredet, die wir vor einigen Monaten in Puerto Natales ganz im Süden kennen gelernt hatten. Das Wiedersehen ist sehr herzlich, und zusammen verbringen wir zwei entspannte Tage miteinander hier auf dem Campingplatz. Dabei darf natürlich auch der Besuch des Wasserfalls nicht fehlen! Am Ende eines langen, sehr trockenen Sommers führt er zwar nur vergleichsweise wenig Wasser, ist aber trotzdem sehr beeindruckend! Gut vorstellbar, wie es hier im Frühjahr abgehen muss!

Camping mit Freunden
Nicht, dass es uns schlecht geht!
Salto de Laja
Gruppenfoto mit Rainer und Dragica
Danach zieht es uns wieder an den Pazifik. Das Meer mit seinen mächtigen Wellen ist einfach faszinierend, stundenlang könnte man einfach nur dastehen und schauen! 



Auf dem Campingplatz in Playa Buchupuero wartet eine Überraschung auf uns. Thomas entdeckt sofort ein Berliner Motorrad: Chris ist hier! Wir freuen uns alle sehr über dies ungeplante Wiedersehen und genießen die gemeinsame Zeit. Unter anderem besuchen wir einen Strand, dem eine Seelöwen-Insel vorgelagert ist.

Seelöwenfelsen 

Elke versucht sich als Friseurin und verpasst Chris einen Haarschnitt, im Gegenzug bekommt sie von Thomas die Haare geschnitten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Leider haben wir es jedoch versäumt, auf dem Campingplatz gleich bei Anreise nach dem Preis zu fragen. Als der unerwartet hoch ausfällt und sich der Padron auf keinen Handel einlassen will, fahren wir bereits nach zwei Nächten wieder weiter. 

Der nächste Campingplatz liegt ebenfalls am Pazifik, ein Surfer-Camp in der Nähe von Constitution. Die GPS-Daten sind schnell ins Navi eingegeben, und los geht’s. Irgendwann geht es links ab auf eine Schottenpiste in den Wald. Zunächst sieht alles noch ganz harmlos aus. Aber irgendwann wird der Weg immer enger. Aus der Schottenpiste ist ein Forstweg geworden. Als Thomas feststellt, dass wir uns, nur 3 km vom Zielort entfernt, in knapp 250 m Höhe befinden, merken wir dass etwas nicht stimmt. Der Weg geht in Haarnadelkurven steil nach unten. Zudem wird es plötzlich ziemlich neblig. Die Wolken hängen tief. An Wenden ist auf dem engen, forstwirtschaftlichen Weg nicht zu denken. Gegenverkehr wäre jetzt die ultimative Katastrophe! Aber es kommt niemand, dafür ist jedoch irgendwann ein Ende der Strecke in Sicht.

Ausfahrt aus dem Forstweg. Hier wurde es wieder harmlos und man konnte aufatmen.
Wir erreichen die Hafenanlage von Puerto Magulines. Einen richtigen Hafen gibt es hier nicht. Statt dessen ragen zwei riesigen, hohe Molen, weit hinaus ins Meer. Auf einer von ihnen kann man hinaus gehen. Fischerboote lagern hier. Sie werden mit Seilwinden ins Wasser gelassen und wieder hinauf geholt. Unter dem Steg brechen sich die mächtigen Wellen. 



Der Campingplatz liegt kurz dahinter. Hier können wir zum ersten Mal Surfer beobachten.





Ein leicht mulmiges Gefühl bleibt jedes Mal bei den Übernachtungen direkt am Meer, weisen doch allerorten Hinweisschilder auf den Rettungsweg im Falle eines Tsunamis hin. Mancherorts - wie hier - würde man im Falle eines Falles aber ziemlich in der Falle sitzen, da sich direkt über dem Campingplatz sehr steile Felsen erheben, die zudem noch mit Stacheldrahtzaun vorm „Überklettern“ gesichert sind.

Am nächsten Tag - es scheint nun auch wieder die Sonne! - gehen wir nochmal auf die Mole und kaufen fangfrischen Merluza für das Abendessen.


Auf der Weiterfahrt passieren wir einen Vogel-Felsen, auf dem sich u. a. auch Pelikane tummeln.


Eigentlich wollen wir nun die ausgedehnten, riesigen Dünen von Putú besuchen, doch nirgendwo finden wir einen Zugang, geschweige denn Hinweisschilder. Die sind hierzulande sowieso sehr selten und stehen manchmal auch nur von einer Fahrtrichtung aus sichtbar am Straßenrand. So fahren wir die Küste soweit wie möglich hoch - die Straße endet irgendwann - und anschließend wieder hinunter. Ein großer Campingplatz am Pazifik bietet uns Unterkunft für die Nacht. In Anbetracht der extrem ungepflegten sanitären Anlagen (warme Duschen gibt es hier sowieso nicht) ist er völlig überteuert. Aber wir sind die einzigen Gäste, und das Meer ist wie immer grandios. Wir lassen uns hier den vormittags erstandenen Fisch schmecken.

Die einzigen Gäste auf dem Platz

Am nächsten Tag erreichen wir Curicó, eine größere Stadt. Es ist wieder richtig heiß! Schon länger haben wir nicht mit Thomas’ Eltern telefoniert, und so machen wir uns auf die Suche nach einem Telefonladen. Es dauert ziemlich lange, bis wir fündig werden. Danach gönnen wir uns ein Eis. Zwei Sorten dürfen es an diesem heißen Tag gerne sein. Nicht ganz günstig, aber was soll’s! Wir staunen nicht schlecht, als die Eisdielendame eine Kugel nach der anderen auf den Waffeln platziert. „Eine Sorte“ entspricht hier mindestens drei Kugeln pro Geschmacksrichtung….!


Nur wenige Kilometer südlich der Stadt liegt das Weingut Miguel Torres. Das wollen wir besichtigen. Als einzigen Besucher am späten Nachmittag bekommen wir eine Exklusiv-Führung nur für uns beide. Es wird hier etwas Personenkult um Señor Torres getrieben, der Ende der 1970er Jahre aus Spanien kam (ja, der spanischen Torres-Wein-Sohn), und das Potential der chilenischen Weinbauregion erkannte, die bis dato international kaum eine Rolle spielte. Hier können wir auch die verschiedenen Rebsorten direkt „vom Strauch“ kosten und vergleichen. Abgerundet wird die ganze Veranstaltung dann natürlich noch von einer Wein-Verkostung! 


Hier kann man die Rebsorten vom Strauch verkosten

Über die Autobahn, die Ruta 5, wollen wir etwas nordwärts fahren. Doch ein schwerer Unfall mit einem LKW und einem Bus nur wenige hundert Meter vor uns vereitelt diesen Plan, es gibt eine Vollsperrung. Irgendwann kommt Polizei auf Motorrädern und fordert einzelne PKW zum Wenden auf! Tatsächlich machen sich immer mehr Autos auf dem Standstreifen auf den Rückweg, und so schließen auch wir uns irgendwann an. 


Auf einer langwierigen Umleitung geht es um Curicó herum. Wir schlagen einen Weg nach Osten Richtung Berge ein. Es wird schon langsam dunkel, als wir endlich, etwas abseits der Straße, einen Stellplatz in einem Flußtal finden, wo wir die Nacht verbringen können. Ein einzigartiger Sternenhimmel entschädigt uns für die lange Stellplatzsuche!


Am nächsten Tag geht es den selben Weg wieder zurück, und weiter Richtung Westen. Wir fahren durch das Colchagua-Tal, eine der besten Weinbauregionen Chiles. Unterwegs erblicken wir zufällig ein Schild des Weinguts MontGras. Diesen guten Wein kennen wir bereits von zu Hause, wir haben ihn schon mehrfach bei Citti (mit Werbung finanzieren wir schließlich unsere Reise) in Kiel gekauft! Da darf eine Besichtigung dieses Weinguts natürlich nicht ausgelassen werden! Gemeinsam mit einem brasilianischen Pärchen werden wir herum geführt und erfahren allerlei Interessantes. Wir dürfen eine kleine Kostprobe von kürzlich frisch eingefülltem Saft sowie von kurz vor der Flaschenabfüllung stehendem einjährigen Wein direkt aus den rund 37.000 Litern fassenden Edelstahltanks nehmen. 

Keine Ahnung, wie viel von den 37.000 l danach noch übrig waren
Ein Teil des Weins reift noch zwischen drei Monaten und zwei Jahren in Eichenholzfässern, die aus Frankreich und Nordamerika bezogen werden. Ein Fass fasst 250 Liter, kostet rund 900,- Euro und kann etwa fünf Jahre lang verwendet werden, bis sein Aroma „verbraucht“ ist. 


MontGras exportiert rund 95% seiner Weine, der größte Abnehmer ist Dänemark. Und wir hatten uns schon gewundert, dass wir diesen Wein hier in Chile so gut wie nie in den Regalen sehen… Am Ende der Besichtigungstour stand auch diesmal die Verkostung, begleitet von kleinen, wohl ausgewählten Speisen.

Sehr lecker!!!


19.02. bis 01.03.2016: Vulkan Villarica, Boca Buci und Araukarienwälder

Tags darauf fahren wir nach Villarrica, einem lebhaften und gut besuchtem Urlaubsort am Lago Villarrica. Thomas hat festgestellt, dass der Bügel der Motorhaube abgebrochen ist. Die gestrige Fahrt zu den Thermen hat ihm wohl den Rest gegeben. So machen wir uns auf die zeitaufwändige Suche nach einer Werkstatt, die den Bügel wieder anschweißen kann. Schließlich werden wir auch fündig, der Meister macht sich motiviert an die Arbeit, und nach etwa  einer Stunde ist der Schaden behoben. Allerdings, wie sich kurz darauf herausstellt, nur für knapp zwei Tage, dann bricht das Teil erneut heraus… 
Die Suche nach einem Campingplatz entlang des Südufer des Sees gestaltet sich unerwartet schwierig. Noch ist hier Hauptsaison, und die Preise zum Teil astronomisch hoch (umgerechnet um die 40,- €). Das sind wir nicht bereit, für eine schlichte Übernachtung im Wohnmobil zu bezahlen. So kommen wir bis Pucón am Ostufer des Sees, mit normalen Preisen und gutem Internet.
Abends werden wir von einem Radfahrer auf Deutsch angesprochen. Es ist Rudi aus Bayern, der seit über zwanzig Jahren hier wohnt. Er fragt, ob wir Lust hätten, mit ihm am nächsten Tag eine Wanderung zu einem sehr schönen Aussichtspunkt zu machen von dem man einen fantastischen Ausblick auf den Vulkan Villarica und den man in keinem Reiseführer findet. Er mache dies des öfteren und habe keine festen Preise, er bitte lediglich um eine als angemessen befundene Spende. Wir sagen zu. 

Am nächsten Morgen holt Rudi uns mit seinem Auto ab. Auch Nancy, eine Besucherin aus Nordchile, ist mit an Bord. Als Bewohnerin der Wüstenregion ist sie von dem vielen Grün hier fasziniert. Wir fahren gut eine halbe Stunde aus dem Ort heraus und dann über eine ziemlich schlechte Straße bergauf. Irgendwann hält Rudi an, und nun geht es zu Fuß weiter. Es geht stetig bergan, jedoch auch mit flacheren Passagen, so dass es nicht zu anstrengend wird. Unterwegs erklärt uns der gelernte Forstwirt viel zur Vegetation in dieser Region. Etwa bis vor 16 Jahren wurde hier noch in großem Stil Urwald abgeholzt, dies ist jedoch mittlerweile verboten. Wir kommen an einigen alten Holzschlagplätzen vorbei. Inzwischen gibt es in Chile viele Monokulturen insbesondere mit Eukalyptusbäumen, die später in der Zelluloseindustrie landen. Chile strebt an, der größte Holzexporteur der Welt zu werden… 


Nach etwa zwei Stunden ist dann der erste Höhepunkt der Wanderung, das „Fenster“ erreicht: Hier bietet sich ein wirklich atemberaubender Anblick auf den Vulkan Villarrica mit seiner ständigen Rauchfahne! Drumherum eine unwirkliche Mondlandschaft aus Lavagestein, irgendwo in der Tiefe rauscht ein Wasserfall, und ganz am Rand können wir einen mit dicker schwarzer Vulkanasche überzogenen Gletscher erspähen. 


Solange er vor sich hin qualmt ist er harmlos. Gefährlich wird es erst wenn kein Rauch zu sehen ist.
Doch es geht noch weiter. Rudi will uns noch den Wasserfall aus der Nähe zeigen. Wir gehen einen steilen Hang bergab und kommen schon bald am Wasserfall an. Der hat sich nach dem letzten Vulkanausbruch vor ein paar Jahren eine tiefe Schlucht in das Gestein gegraben, wo es vorher nur ein kleines Bächlein gab. Es rauscht gewaltig. Erstaunlich ist die graubraune Wasserfarbe, die vom aschenüberzogenen Gletscher herrührt, der den Fluß speist. 



Nun geht es wieder zurück. Zum Glück gibt es zwischendurch immer wieder schattenspendenden Wald, die Tour ist doch recht anstrengend. Gegen Abend kommen wir erschöpft, aber glücklich wieder am Campingplatz an. 

Am nächsten Tag geht es weiter nach Temuco, einer größeren Stadt hier in der Region. Laut Reiseführer soll es hier eine deutschsprachige Autowerkstatt geben. Heute, an einem Sonntag,  suchen wir jedoch vergeblich danach. So machen wir uns schon bald auf zu einem Campingplatz etwa 40 km außerhalb in der Stadt, da es in der Nähe offenbar keine besseren Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die Betreiber des Platzes sind Deutsche und Wolfgang ein handwerkliches Allroundtalent. Er schweißt uns am nächsten Morgen den Motorhaubenbügel erneut an, und diesmal hält es auch!

In Temuco setzen wir die Suche nach der Werkstatt fort und werden auch tatsächlich fündig! Aber - welche Enttäuschung! - sie ist noch eine Woche lang wegen Urlaubs geschlossen. 
Da wir uns jedoch diese Gelegenheit, die Schäden am Wagen endlich einmal ohne Google-Übersetzer etc. kommunizieren zu können, nicht entgehen lassen wollen, entschließen wir uns dazu, diese Woche hier in der Umgebung zu überbrücken.

Wir fahren zunächst ans Meer. Bei Puerto Saavedra finden wir einen sehr schön gelegenen Campingplatz in dem winzigen Örtchen Boca Budi. Durch einige Felsen und Dünen vom Meer getrennt, liegt der Platz am äußersten Rand eines ziemlich großen Sees. Hier ist das Wasser endlich einmal warm genug zum Baden! Der Pazifik ist hingegen wild und wellenreich wie so ziemlich überall; dort herrscht Badeverbot. Wir machen eine sehr schöne Wanderung auf dem Steilufer entlang der Küste. Das Wetter ist schön, aber auch sehr windig, wodurch es auf dem Campingplatz insbesondere morgens und abends doch empfindlich kühl wird.

Steilküste bei Boca Audi
Pelikane im Formationsflug
Nach zwei Tagen machen wir uns wieder auf gen Osten. Hinter Curacautín finden wir einen Campingplatz am Salto de la Princesa, einem sehr schönen Wasserfall. Der Platz ist recht klein und liegt direkt an einem wilden Bergbach, der recht laut an uns vorbei rauscht. Nachts wir es sehr kalt, das Thermometer zeigt nur 5 Grad an. Man merkt, dass wir uns hier schon auf gut 1000 Meter Höhe befinden. Am nächsten Tag wagen wir uns auf einen ziemlich abenteuerlichen Weg hoch zum Wasserfall. Der Weg ist nur kurz, hat es aber in sich! Sehr steil geht es bergan, man muss sich schon gut festhalten! Leider lohnte der Aufwand kaum, denn verdeckt durch Pflanzen und Felsüberhänge konnten wir dann doch kaum einen Blick auf den oberen Rand des Wasserfalls erhaschen. 

Wasserfall "Salto de la Princessa"
Den Rest des Tages nutzen wir dann dazu, um mal wieder am Blog weiter zu schreiben. Das machen wir schon seit einer ganzen Weile zunächst offline. Wenn sich dann irgendwo und -wann die Gelegenheit eines guten Internets ergibt, stellen wir die Texte ein und fügen die Fotos hinzu (was der zeitraubendste Teil der Sache ist, da die Ladezeiten meistens extrem lang sind). 

Eigentlich sollte es am nächsten Tag weiter gehen, doch abends im Dunkeln wird Thomas von einem Insekt in die Stirn gestochen. Über Nacht schwillt die obere Gesichtshälfte heftig an, er kann kaum noch aus den Augen gucken und fühlt sich benommen. Evtl. war es eine der Wespen, die hier in großer Zahl herum fliegen, vielleicht aber auch ein anderes Insekt. So verbringen wir noch einen Tag und eine Nacht hier, bis die Schwellung langsam zurück geht und Thomas sich wieder etwas besser fühlt.

Wir fahren noch etwa 30 km weiter östlich zum Vulkan Lonquimay. Wir fahren ein Stück über einen  holprigen Vulkanascheweg am Vulkan entlang, brechen die Tour aber bald aus Sorge um das Auto wieder ab. Einige Quad- und Motorcrossfahrer sind hier unterwegs und düsen mit ihren Maschinen über die ausgedehnten Aschenfelder und Abhänge und ziehen dabei dicke Staubwolken hinter sich her. Im Winter ist dies hier ein sehr beliebtes Skigebiet, wovon die jetzt verwaisten Skilifte  direkt am Vulkan zeugen.

Volcano Lonquimay


Am Fuße des Vulkans liegt ein großer Araukarienwald. Diese urzeitlichen Bäume gibt es schon seit 60 Millionen Jahren in nahezu unveränderter Formt. Hier im Nationalpark finden sich wahre Methusalems unter den Bäumen, gut 50 Meter hoch und bis zu 2000 Jahre alt! 

Araukarien

Wir machen eine sehr schöne Wanderung einen Berg durch dichten Araukarienwald hinauf bis zu einer Ebene, von der man (eigentlich) einen tollen Ausblick auf die umgebenden Berge und Vulkane hat. Leider ist das mittags noch sonnige Wetter nun trübe und leicht regnerisch geworden, so dass die Fernsicht ziemlich eingeschränkt ist. Auf dem Weg dort hin können wir endlich einen der wunderschönen Magellanspechte beobachten. Mit bis zu 36 cm Körpergröße gilt er als die größte Spechtart.

Magellanspecht 
Nach einer Nacht auf dem großen Gelände der gepflegten Ferienanlage „Suizandina“ mit Gästezimmern, Tagungshaus, Campingplatz, Restaurant, Pferden, Lamas, etc., (hier gibt es auch Jobs gegen Kost und Logis für Studenten und Freiwillige) fahren wir wieder Richtung Temuco. Unterwegs besuchen wir den eindrucksvollen Wasserfall „Salto del Indio“. Ein kleiner Wanderwegs führt bis an den Wasserfall heran.

Salto del Indio

Am nächsten Tag können wir endlich die Werkstatt aufsuchen! Der betagte Besitzer, Don Eduardo Schreiber, steht mit seinen 80 Jahren noch jeden Tag zehn Stunden selber mit in der Werkstatt! Er ist für sein Alter erstaunlich fit (nur ziemlich schwerhörig), und verbringt seine Urlaube immer noch per Motorrad. Die Werkstatt hat er 1973 gegründet, und auch seine Mitarbeiter sind zum Teil schon seit 40 Jahren bei ihm beschäftigt. Entsprechend viel Erfahrung sowie eine zwar alte, aber solide Ausstattung mit diversen Maschinen kann man dort vorweisen. Man ist äußerst hilfsbereit. Zum ersten Mal wird unser Wagen über einer Grube von unten begutachtet. Es stellt sich heraus, dass es mehrere „Baustellen“ sind, an denen gearbeitet werden muss: (mach du das, Thomas…)

So machen wir uns dann zu Fuß auf in die Stadt, die sehr voll, laut und hektisch ist. Es herrscht auf allen Wegen und Straßen ein unglaubliches Gedränge, der Lärmpegel ist immens. Die Läden reihen sich oft nach „Themen“ in einem Straßenzug aneinander: So gibt es Straßen mit Geschäften für Auto-Ersatzteilen, mit Möbeln, für holzbeheizte Herde, etc.. 
Gegen 19 Uhr kommen wir ziemlich erschöpft wieder in der Werkstatt an. Das Auto ist jedoch noch nicht fahrbereit, es muss morgen weiter daran gearbeitet werden. Don Eduardo erlaubt uns, dass wir im WoMo auf dem Werkstattgelände übernachten dürfen und bekommen sogar einen Schlüssel für das Tor! Wirklich sehr nett! Nach einem Abendessen in einem bei Einheimischen sehr beliebten Restaurant ganz in der Nähe mit großen Portionen und kleinen Preisen, begeben wir uns zur „Ruhe“. Diese wird uns jedoch kaum zuteil, da die Werkstatt direkt an einer vielbefahreneren Kreuzung liegt.

Ein etwas ungewöhnlicher Übernachtungsplatz
Den nächsten Vormittag verbringen wir erneut in der Innenstadt und erkunden u. a. das ausgedehnte Marktgelände. 

Don Eduardo (2. von rechts) mit seinem Meister
Am Mittag ist es dann endlich vollbracht: Das Auto ist fertig! Der Preis für die 1,5 Werkstatttage ist - wie zumeist üblich in Chile - erstaunlich gering: 115.000,- Pesos möchte Don Eduardo von uns haben (etwa 150,- €). Wir hoffen sehr, dass es das nun erstmal war und der Wagen uns jetzt wieder zuverlässig durch die Lande bringt, ohne dass wir uns Sorgen um ihn machen müssen!


16.02. bis 19.02.2016: Deutsche Bierbraukunst und ein Bad in der Terma Geometrica

Am nächsten Tag haben uns die Wolken wieder eingeholt. Wir fahren weiter bis Valdivia, einer Großstadt nicht weit vom Meer. Vielleicht liegt es ja am trüben Wetter, aber besonders gut gefällt es uns hier nicht. Der Campingplatz ist abgelegen und sehr teuer (25.000,- Pesos, soviel haben wir noch nie bezahlt). Wir fahren mit dem Linienbus in die Stadt hinein. Am beeindruckendsten ist hier noch die Fischmarkthalle direkt am Fluß. Und direkt davor auf einem Ponton thront tatsächlich ein stattlicher Seelöwenbulle! Mehrere Seelöwen schwimmen im Fluß herum. Sie leben hier sehr gut von den Abfällen der Fischhalle, die ihnen hier in großer Menge dargeboten werden. Auch viele Kormorane und später sogar ein Pelikan gesellen sich dazu, als es in der Markthalle ans Aufräumen und Saubermachen geht.


Seit einer guten Woche hat Elke einen merkwürdigen, kreisförmigen Ausschlag am rechten Unterarm, der aber kaum Beschwerden verursacht. Per Internet und Fotos tippt Ute, eine befreundete Ärztin aus Schleswig-Holstein, auf ein Kontaktekzem und empfiehlt die Anwendung der in der Bordapotheke befindlichen Cortisonsalbe. 

Am nächsten Tag wollen wir eigentlich einige alte spanische Forts besichtigen, die sich etwa 20 km vor der Stadt direkt am Meer befinden. Aber da es in Strömen regnet, brechen wir die Tour wieder ab. Unterwegs kommen wir an der berühmten Brauerei Kunstmann vorbei. Hier ist es - vielleicht  auch wegen des Wetters? - brechend voll. Die Brauerei wurde, wie man unschwer vermuten kann, von Deutschen gegründet. Das Bier ist sehr gut, das Pils wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut (es gibt aber z. B. auch Blaubeerbier) und ist im ganzen Land beliebt. Das angeschlossene Restaurant ist im bayrischen Bierzeltstil eingerichtet, es soll wohl auch „deutsche Spezialitäten“ hier zu essen geben. Aber da es am Einlass sowohl vom Restaurant als auch von der Brauerei lange Wartezeiten gibt, verzichten wir auf dieses „urdeutsche Erlebnis“ (wozu sind wir schließlich um den halben Globus gereist?) und nutzen den Tag lieber für mehrere Museumsbesuche in Valdivia. Hier wird u. a. auch Kunst der Mapuche, der indigenen Ureinwohner, gezeigt, von denen immer noch rund 500.000 in der weiteren Umgebung, jedoch zumeist unter ärmlichen Bedingungen, leben.

Gegen Abend fahren wir weiter bis Panguipulli am gleichnamigen See. Dort hätte man eigentlich einen fantastischen Ausblick gehabt, wenn der Himmel nicht so tief wolkenverhangen gewesen wäre…

Am nächsten Tag möchten wir endlich eine der berühmten chilenischen Thermen besuchen. Die heißen Quellen werden geothermisch, also durch die hier allerorten vorhandene vulkanische Bodenerwärmung, „beheizt“. Eine der Schönsten sind die Termas Geometricas bei Coñaripe. Über ca. 20 km abenteuerliche Schotterpiste (die wir in letzter Zeit mit Rücksicht auf das Auto weitgehend vermieden haben) gelangt man zum Eingang. Es ist hier sehr voll, wir müssen ungefähr eine Stunde auf Einlass warten. Aber das Warten hat sich gelohnt! 

Die Thermen ziehen sich ca. 500 Meter in einer schmalen, mit dichtem Grün bewachsenen  Schlucht dahin, an deren Ende ein großer Wasserfall auf die ganz Mutigen wartet. Seine Wassertemperatur erreicht höchstens 6 Grad… Durch die Schlucht ziehen sich malerische rote Holzstege hin, an denen links und rechts die mit Schiefer verkleideten Becken liegen. Auch die Umkleidekabinen wurden aus rotbemalten Holz gebaut, was einen schöner Kontrast zur üppigen grünen Vegetation darstellt. Es steigen dichte Wasserdämpfe auf, die ein wenig nach Schwefel riechen.


Etwa 20 Thermalbecken gibt es hier, deren Wassertemperatur zwischen 35 und 45 Grad Celsius liegt. Gelegentlich wird auch mal ein Becken gesperrt und das Wasser abgelassen, wenn es zu heiß zu werden droht. Eigentlich gibt es eine Menge Platz für die Erholungsuchenden, jedoch ist noch Hauptferienzeit und das Wetter eher trüb, so dass der Andrang riesengroß ist. Wo zu anderen Zeiten sich die Besucher über die ganze Anlage verteilen und dabei ein Becken für sich alleine haben, ist es heute nicht ganz leicht, ein Plätzchen in einem der Becken zu finden, in denen man dann vor sich hin döst. An Aktivitäten wie Schwimmen ist gar nicht zu denken, aber dies ist hier auch gar nicht vorgesehen. 
Irgendwann fängt die Haut an, schrumpelig zu werden. Was wir bei nur etwa 13 Grad Lufttemperatur vermisst haben, ist ein temperierter Aufenthaltsbereich. Es gab nur wenige Bänke entlang der Becken, wo man es dann auch nicht lange aushielt, ohne zu frieren. Das kleine Restaurant mit zwei großen offenen Feuerstellen wurde nur von vollständig bekleidetet Besuchern frequentiert. 



Dienstag, 29. März 2016

11.02. bis 16.02.2016: Deutsche Wurzeln, Vulkane und der Pazifik




Nachdem wir in Ancud noch einmal frischen Fisch für das Abendessen erstanden haben, fahren wir wieder zurück aufs Festland. Über die Ruta 5 geht es, vorbei an Puerto Montt, bis kurz vor Puerto Varas. Die Autobahnen sind hier in Chile mautpflichtig, mit streckenabhängigen Preisen. Es kann sein, dass man mal nach kürzen Abschnitten nur umgerechnet kaum 1,-  € bezahlt, nach längeren Strecken können es auch so um die 5,- € sein. Die Bezahlstationen sind unregelmäßig verteilt und haben jeweils feste Preise. Wenn man Pech hat, ist man erst kurz vor einer „teuren“ Station auf die Autobahn aufgefahren und muss trotzdem den hohen Preis bezahlen.

Ab Puerto Varas geht es über eine gut ausgebaute Landstraße am Südufer des Lago Llanquihue entlang. Unterwegs bieten sich bei strahlend blauem Himmel immer wieder schöne Ausblicke auf den 2652 Meter hohen Vulkan Osorno, der mit seiner verschneiten Haube ein wenig an den Fujiyama in Japan erinnert.


Am späten Nachmittag erreichen wir den Campingplatz bei Las Cascadas am Ostufer des großen Sees. Hier treffen wir Chris, die Wiedersehensfreude ist groß!

Der Campingplatz liegt direkt am See und hat einen breiten Stand aus Lavasand. Hier herrscht reges Treiben. Da wir erstmal essen wollen, verschieben wir ein Bad auf später. Die falsche Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte. Auf der anderen Seite des Platzes blickt man direkt auf den Vulkan Osorno. Den wollen wir uns in den nächsten Tagen aus der Nähe ansehen, man kann ziemlich weit mit dem Auto hinauf und dann noch mit einer Seilbahn weiter hoch fahren.

Doch aus unseren schönen Plänen wird leider nichts. Schon gegen Abend wird es windig, nachts wächst sich das zu einem richtigen Sturm aus. Am nächsten Morgen ist alles mit dichten Wolken verhangen und die Temperatur deutlich gefallen. Immer wieder regnet es zwischendurch. Der Vulkan ist nicht einmal mehr zu erahnen, so tief hängen die Wolken! Leider bleibt es so während der nächsten drei Tage, so dass wir weder den Vulkan erklimmen noch ein Bad im See nehmen können.

Morgens entdeckt Elke einen seltsamen dünnen, langen Zweig, der unter dem Dachfenster am Eingang hängt. Das kommt ihr merkwürdig vor, wie sollte der dort hingekommen sein? Und tatsächlich: Nach näherer Begutachtung stellt sich heraus, dass dies keineswegs ein Zweig sondern ein Insekt ist! Eine Stabheuschrecke (oder auch Gespensterschrecke) hat die Nacht bei uns verbracht! Vorsichtig bringen wir das etwa 20 cm lange Tier nach draußen, wo wir es noch eine ganze Weile beobachten. Wirklich erstaunlich, welche Tarnungen die Natur hervorgebracht hat!



Den trüben Tag vertrödeln wir auf dem Campingplatz mit reden, spielen und essen, immer in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Die stellt sich jedoch nicht ein.
Am nächsten Tag wartet dennoch ein schönes Erlebnis auf uns: Nicht weit entfernt beginnt ein Wanderweg durch eine wild-romantische Schlucht, entlang an einem munteren Bergbach, zu einem großem, etwa 70 Meter hohen Wasserfall. Sowohl der Wasserfall selber als auch der Weg dorthin durch regenwaldähnliche Vegetation sind absolut sehenswert!




Auf dem Rückweg stoßen wir auf ein Schild, auf dem „Oma Rosa“ ihre Kuchen und Marmeladen anpreist. Da können wir natürlich nicht widerstehen! „Kuchen“ ist übrigens von deutschen Einwanderern in die chilenische Sprache und Esskultur eingeführt worden. Man findet leckere Angebote allerorten. Die Mehrzahl lautet hier jedoch „kuchenes“. 


Am folgenden Tag verabschieden wir uns wieder von Chris und fahren weiter rund 100 km bis Osorno, einer größeren Stadt selben Namens wie der Vulkan. Die in Sonntagsruhe befindliche Stadt selber macht keinen allzu attraktiven Eindruck. Allerdings stoßen wir hier auf einen riesigen Supermarkt mit einem wahrhaft beeindruckendem Warenangebot! Hier gibt es wirklich alles (was ansonsten, vor allem im Süden des Landes, alles andere als selbstverständlich ist)! Und am erstaunlichsten: Man findet unglaublich viele deutsche Produkte in den Regalen, von Bier (sogar Dithmarscher!) über Marmelade, bis Einmachhilfen. Sogar deutsches „Landbrot“ wird in der Supermarktbäckerei gebacken! Davon erstehen wir eines (nach vier Monaten Weißbrot), sowie - unser bester Fang! - zwei Pfund Tchibo-Kaffee! Man sollte es kaum glauben, aber in Chile ist in den meisten Läden kein gemahlener Röstkaffee erhältlich. Hier trinkt man nahezu ausschließlich Instantkaffee!
Es gab und gibt im Großraum Osorno sehr viele deutsche Einwanderer, die dieses Warenangebot offenbar genauso wie wir zu schätzen wissen.


Im Einkaufszentrum geben wir unsere Wäsche in einer Wäscherei ab (die Läden haben in dieser Mall auch am Sonntag bis 22 Uhr geöffnet, wir sollen die Wäsche um 21 Uhr abholen) und müssen nun die Wartezeit irgendwie überbrücken. In der Touristeninfo hat man uns von einem Folklorefestival berichtet, das an diesem Wochenende hier stattfindet. Dort fahren wir hin.Am Eingang erwartet uns wieder das übliche Angebot an Kunsthandwerk. Dann kommt die Freßmeile, wo wir uns erstmal sattessen. Leider waren nicht mehr alle Speisen vorrätig:


Auf der Festwiese ist eine große Bühne aufgebaut. Bald tritt die erste Gruppe auf. Es wird von etwa zehn Musikerinnen und Musikern live musiziert und gesungen. Die ungefähr genauso große Tanztruppe zeigt dazu traditionelle Tänze, in denen ein weißes Taschentuch, welches alle Tänzer herumschwenken, immer eine Hauptrolle spielt. Es geht sehr lebhaft zu. 
Man möchte auch einige spezielle Tänze zeigen und kommt dazu auf die Wiese vor der Bühne herunter. Zunächst geht es darum, eine aufrecht stehende Flasche immer wieder eng zu umtanzen und überspringen, die Flasche darf dabei nicht umfallen. Dies geht auch ziemlich lange gut! Sehr lustig ist auch ein Tanz, bei dem den letzten Tänzer einer längeren Schlange ein Streifen Zeitungspapier hinten in den Hosenbund gesteckt wird. Ein anderer Tänzer versucht, das Papier mit einer Öllampe anzuzünden. Die Schlange versucht natürlich, dies durch gewitzte Ausweichmanöver zu verhindern. Die Musik wird dabei immer schneller. Das war wirklich sehr lustig, zumal die beiden „Haupttänzer“ echtes komödiantisches Talent hatten!


Schließlich fordern alle Mitglieder der Gruppe jemanden aus dem Publikum zum Mittanzen auf. Thomas kann sich nicht wehren und muss mit auf die Wiese. Auch er wird mit dem obligatorischen weißen Taschentuch ausgestattet, und los geht’s! Er macht seine Sache wirklich gut und wird später noch mehrfach von Passanten angesprochen, wie toll er getanzt hat!


Am nächsten Tag fahren wir weiter an die Pazifikküste nach Bahia Mansa. In dem kleinen Fischerort wird gerade frisch geräucherter Sierra (eine Art große Makrele) aus dem Ofen geholt, und wir lassen uns diesen gemeinsam mit unserem deutschen Landbrot schmecken.



Wir fahren ein Stückchen an der Küste entlang. Von der recht hoch gelegenen Küstenstraße bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer. Wir finden schließlich einen Campingplatz an einem Fluß im Hinterland, von dem aus man in kaum zehn Minuten an den Strand laufen kann. Das Wetter ist endlich wieder warm und sonnig, und so verbringen wir den Nachmittag am Strand und lauschen dem ewigen Rauschen der gewaltigen Wellen. Zum Baden ist es uns jedoch zu kalt und zu gefährlich hier bei der reißenden Strömung. Nur einige wenige Mutige trauen sich ganz am Uferbereich hinein. 


Am Abend kehren wir noch einmal hierher zurück und beobachten den Sonnenuntergang.