Dienstag, 29. März 2016

11.02. bis 16.02.2016: Deutsche Wurzeln, Vulkane und der Pazifik




Nachdem wir in Ancud noch einmal frischen Fisch für das Abendessen erstanden haben, fahren wir wieder zurück aufs Festland. Über die Ruta 5 geht es, vorbei an Puerto Montt, bis kurz vor Puerto Varas. Die Autobahnen sind hier in Chile mautpflichtig, mit streckenabhängigen Preisen. Es kann sein, dass man mal nach kürzen Abschnitten nur umgerechnet kaum 1,-  € bezahlt, nach längeren Strecken können es auch so um die 5,- € sein. Die Bezahlstationen sind unregelmäßig verteilt und haben jeweils feste Preise. Wenn man Pech hat, ist man erst kurz vor einer „teuren“ Station auf die Autobahn aufgefahren und muss trotzdem den hohen Preis bezahlen.

Ab Puerto Varas geht es über eine gut ausgebaute Landstraße am Südufer des Lago Llanquihue entlang. Unterwegs bieten sich bei strahlend blauem Himmel immer wieder schöne Ausblicke auf den 2652 Meter hohen Vulkan Osorno, der mit seiner verschneiten Haube ein wenig an den Fujiyama in Japan erinnert.


Am späten Nachmittag erreichen wir den Campingplatz bei Las Cascadas am Ostufer des großen Sees. Hier treffen wir Chris, die Wiedersehensfreude ist groß!

Der Campingplatz liegt direkt am See und hat einen breiten Stand aus Lavasand. Hier herrscht reges Treiben. Da wir erstmal essen wollen, verschieben wir ein Bad auf später. Die falsche Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte. Auf der anderen Seite des Platzes blickt man direkt auf den Vulkan Osorno. Den wollen wir uns in den nächsten Tagen aus der Nähe ansehen, man kann ziemlich weit mit dem Auto hinauf und dann noch mit einer Seilbahn weiter hoch fahren.

Doch aus unseren schönen Plänen wird leider nichts. Schon gegen Abend wird es windig, nachts wächst sich das zu einem richtigen Sturm aus. Am nächsten Morgen ist alles mit dichten Wolken verhangen und die Temperatur deutlich gefallen. Immer wieder regnet es zwischendurch. Der Vulkan ist nicht einmal mehr zu erahnen, so tief hängen die Wolken! Leider bleibt es so während der nächsten drei Tage, so dass wir weder den Vulkan erklimmen noch ein Bad im See nehmen können.

Morgens entdeckt Elke einen seltsamen dünnen, langen Zweig, der unter dem Dachfenster am Eingang hängt. Das kommt ihr merkwürdig vor, wie sollte der dort hingekommen sein? Und tatsächlich: Nach näherer Begutachtung stellt sich heraus, dass dies keineswegs ein Zweig sondern ein Insekt ist! Eine Stabheuschrecke (oder auch Gespensterschrecke) hat die Nacht bei uns verbracht! Vorsichtig bringen wir das etwa 20 cm lange Tier nach draußen, wo wir es noch eine ganze Weile beobachten. Wirklich erstaunlich, welche Tarnungen die Natur hervorgebracht hat!



Den trüben Tag vertrödeln wir auf dem Campingplatz mit reden, spielen und essen, immer in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Die stellt sich jedoch nicht ein.
Am nächsten Tag wartet dennoch ein schönes Erlebnis auf uns: Nicht weit entfernt beginnt ein Wanderweg durch eine wild-romantische Schlucht, entlang an einem munteren Bergbach, zu einem großem, etwa 70 Meter hohen Wasserfall. Sowohl der Wasserfall selber als auch der Weg dorthin durch regenwaldähnliche Vegetation sind absolut sehenswert!




Auf dem Rückweg stoßen wir auf ein Schild, auf dem „Oma Rosa“ ihre Kuchen und Marmeladen anpreist. Da können wir natürlich nicht widerstehen! „Kuchen“ ist übrigens von deutschen Einwanderern in die chilenische Sprache und Esskultur eingeführt worden. Man findet leckere Angebote allerorten. Die Mehrzahl lautet hier jedoch „kuchenes“. 


Am folgenden Tag verabschieden wir uns wieder von Chris und fahren weiter rund 100 km bis Osorno, einer größeren Stadt selben Namens wie der Vulkan. Die in Sonntagsruhe befindliche Stadt selber macht keinen allzu attraktiven Eindruck. Allerdings stoßen wir hier auf einen riesigen Supermarkt mit einem wahrhaft beeindruckendem Warenangebot! Hier gibt es wirklich alles (was ansonsten, vor allem im Süden des Landes, alles andere als selbstverständlich ist)! Und am erstaunlichsten: Man findet unglaublich viele deutsche Produkte in den Regalen, von Bier (sogar Dithmarscher!) über Marmelade, bis Einmachhilfen. Sogar deutsches „Landbrot“ wird in der Supermarktbäckerei gebacken! Davon erstehen wir eines (nach vier Monaten Weißbrot), sowie - unser bester Fang! - zwei Pfund Tchibo-Kaffee! Man sollte es kaum glauben, aber in Chile ist in den meisten Läden kein gemahlener Röstkaffee erhältlich. Hier trinkt man nahezu ausschließlich Instantkaffee!
Es gab und gibt im Großraum Osorno sehr viele deutsche Einwanderer, die dieses Warenangebot offenbar genauso wie wir zu schätzen wissen.


Im Einkaufszentrum geben wir unsere Wäsche in einer Wäscherei ab (die Läden haben in dieser Mall auch am Sonntag bis 22 Uhr geöffnet, wir sollen die Wäsche um 21 Uhr abholen) und müssen nun die Wartezeit irgendwie überbrücken. In der Touristeninfo hat man uns von einem Folklorefestival berichtet, das an diesem Wochenende hier stattfindet. Dort fahren wir hin.Am Eingang erwartet uns wieder das übliche Angebot an Kunsthandwerk. Dann kommt die Freßmeile, wo wir uns erstmal sattessen. Leider waren nicht mehr alle Speisen vorrätig:


Auf der Festwiese ist eine große Bühne aufgebaut. Bald tritt die erste Gruppe auf. Es wird von etwa zehn Musikerinnen und Musikern live musiziert und gesungen. Die ungefähr genauso große Tanztruppe zeigt dazu traditionelle Tänze, in denen ein weißes Taschentuch, welches alle Tänzer herumschwenken, immer eine Hauptrolle spielt. Es geht sehr lebhaft zu. 
Man möchte auch einige spezielle Tänze zeigen und kommt dazu auf die Wiese vor der Bühne herunter. Zunächst geht es darum, eine aufrecht stehende Flasche immer wieder eng zu umtanzen und überspringen, die Flasche darf dabei nicht umfallen. Dies geht auch ziemlich lange gut! Sehr lustig ist auch ein Tanz, bei dem den letzten Tänzer einer längeren Schlange ein Streifen Zeitungspapier hinten in den Hosenbund gesteckt wird. Ein anderer Tänzer versucht, das Papier mit einer Öllampe anzuzünden. Die Schlange versucht natürlich, dies durch gewitzte Ausweichmanöver zu verhindern. Die Musik wird dabei immer schneller. Das war wirklich sehr lustig, zumal die beiden „Haupttänzer“ echtes komödiantisches Talent hatten!


Schließlich fordern alle Mitglieder der Gruppe jemanden aus dem Publikum zum Mittanzen auf. Thomas kann sich nicht wehren und muss mit auf die Wiese. Auch er wird mit dem obligatorischen weißen Taschentuch ausgestattet, und los geht’s! Er macht seine Sache wirklich gut und wird später noch mehrfach von Passanten angesprochen, wie toll er getanzt hat!


Am nächsten Tag fahren wir weiter an die Pazifikküste nach Bahia Mansa. In dem kleinen Fischerort wird gerade frisch geräucherter Sierra (eine Art große Makrele) aus dem Ofen geholt, und wir lassen uns diesen gemeinsam mit unserem deutschen Landbrot schmecken.



Wir fahren ein Stückchen an der Küste entlang. Von der recht hoch gelegenen Küstenstraße bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer. Wir finden schließlich einen Campingplatz an einem Fluß im Hinterland, von dem aus man in kaum zehn Minuten an den Strand laufen kann. Das Wetter ist endlich wieder warm und sonnig, und so verbringen wir den Nachmittag am Strand und lauschen dem ewigen Rauschen der gewaltigen Wellen. Zum Baden ist es uns jedoch zu kalt und zu gefährlich hier bei der reißenden Strömung. Nur einige wenige Mutige trauen sich ganz am Uferbereich hinein. 


Am Abend kehren wir noch einmal hierher zurück und beobachten den Sonnenuntergang.


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