Freitag, 22. Januar 2016

26.12.2015 - 01.01.2016: Feuerland - Teil 1

Aber nun heißt es: Auf nach Feuerland! In Punta Delgada setzen wir mit einer kleinen Fähre über die Magellanstrasse nach Feuerland über. Die Magellanstrasse ist hier recht schmal, so dass die Fähre kaum 30 Minuten für die Überfahrt braucht. Unterwegs umspielen sogar ein paar Commerson-Delfine das Schiff. Sie scheinen viel Spaß in dem von der Fähre aufgewirbelten Fahrwasser zu haben, sind dabei aber doch deutlich flinker als die Wale von Peninsuela Valdes, so  dass es kaum gelingt, sie zu fotografieren. 


Den einzigen Delfin, den ich mit der Kamera erwischt habe
Bei San Sebastian wechseln wir wieder von Chile nach Argentinien. Und wieder läuft an der Grenze alles reibungslos. Wir fahren weiter bis Rio Grande und wollen kurz vor der Stadt an einem Dünengürtel übernachten. Beim Näherkommen bemerken wir dort ein paar Leute die anscheinend dabei sind ihr Auto in den Dünen zu verbuddeln. Etwas befremdet schauen wir genauer hin und es zeigt sich, dass der Gegenteil der Fall ist. Das Auto hat sich hoffnungslos in dem weichen Sand der Dünen festgefahren und die Versuche ihn wieder freizuschaufeln sind anscheinend vergebens.  Stattdessen versinkt das Fahrzeug immer tiefer im Sand. Wir schultern also unsere Sandbleche und Schaufel und eilen zur Hilfe und nach längeren gemeinsamen Anstrengungen gelingt es uns endlich das   Auto mit Wagenheber und Sandblechen wieder frei zu bekommen.

Die Familie mit ihren beiden fast erwachsenen Kindern ist sehr dankbar für die Hilfe und lädt uns zu sich nach Hause ein. Es wird ein sehr langer, aber netter Abend. Dardo Oscar spricht ein wenig englisch, wir ein wenig spanisch und irgendwie klappt es, wenn auch holprig, mit der Konversation. Mercedes, seine Frau, fängt gegen 22:30 Uhr an, das Abendessen zuzubereiten, das dann etwa zwei Stunden später serviert wird. Pro Nase gibt es eine große halbe Hähnchenbrust aus dem Backofen mit Spaghetti, danach noch eingelegte Pfirsiche zum Nachtisch. Sehr ungewohnt für unsere deutschen Mägen, erst so spät so viel zu essen! Der Abschied fällt sehr herzlich aus.

Abschiedsfoto nach einen sehr netten Abend
Wir fahren mitten in der Nacht nicht mehr bis zum Strand zurück, sondern übernachten auf einem Parkplatz mitten in der Stadt an der Küste, unter einem aus gleißenden Lichterketten geformten Weihnachtsbaum.

Zum Glück haben wir gut abdunkelnde Rollos
Weiter geht es nun nach Tolhuin. Die Darwin-Kordellieren mit ihren schneebedeckten Bergspitzen kommen langsam näher! In Tolhuin besuchen wir die dort sehr bekannte und beliebte Bäckerei „La Union“. Der Laden ist brechend voll und wir müssen mit unserer Nummer (fast in allen Läden und  Theken in Argentinien und Chile zieht man eine Marke mit Nummer, die dann angezeigt oder ausgerufen wird, wenn man dran ist) lange warten, bis auch wir an die Reihe kommen. Aber das Warten hat sich gelohnt, es schmeckt hier köstlich!



Wir passieren den Laga Fagnano, einem sehr großen, langgetreckten und wunderschönen See mit türkisblauem Wasser und Unmengen von Treibholz am Ufer. Und hier ändert sich die Landschaft schlagartig. Nach etlichen Wochen Wüsten-, Semiwüsten- und Steppenlandschaft sehen wir wieder Bäume. und nicht nur kleine verkrüppelte Bäumchen, sondern richtige große Wälder, die sich an den Berghängen erstrecken.


Die Berge kommen immer näher und bald können wir zum ersten Mal Ushuaia in der Ferne erblicken! 


Ushuaia nimmt für sich in Anspruch, die südlichste Stadt der Welt zu sein und schmückt sich daher auch mit dem Beinamen „Fin del Mundo“ (Ende der Welt). Zwar gibt es noch ein paar kleine chilenische Siedlungen, die etwas weiter südlich liegen, aber diese erreichen bei weitem nicht die Größe Ushuaias, so dass dieser Stolz wohl berechtigt erscheinen mag. 

Im Hafen liegt ein großes Kreuzfahrtschiff. Wie wir im Laufe der Zeit sehen werden, ist dies ein gewohntes Bild. Jetzt, in der Hochsaison, liegt immer ein großer Pott im Hafen und entlässt seine Passagiere für einige Tage auf Landgang in die Stadt. Hinzu kommen die Touristen, die per Flugzeug und Überlandbussen, per Mietwagen - und natürlich auch per Wohnmobil! - anreisen, so dass hier ein emsigen Treiben und manchmal drangvolle Enge in den Straßen herrscht. 


Wir kommen auf dem hiesigen Campingplatz „Rio Pipo“ unter und haben dort seit etlichen Tagen endlich wieder Duschen, Strom und Internet! Und auch das Wetter ist uns hold: Am nächsten Morgen scheint die Sonne, so können wir nach sehr langer Zeit endlich einmal wieder draußen frühstücken! Hier bleiben wir für ein paar Tage.

Hochsommer auf Feuerland - 16° C



Am 30. Dezember fahren wir in den Nationalpark Terra del Fuego. Durch die Nähe zu Ushuaia (ca. 20 km) ist der Park eher ein Naherholungsgebiet für die Einwohner und die Wanderwege sind auch eher für Familienausflüge ausgelegt.

Über eine extrem staubige Straße geht es in den Park hinein. Die ganze Vegetation links und rechts des Wegs ist gelbgrau überpudert. Jedes Fahrzeug zieht hier eine kilometerweit sichtbare Staubfahne hinter sich her. 

Zunächst fahren wir an die Bahia Lapataia. Hier endet die Ruta 3 nach mehr als 3000 Kilometern. Weiter kann man mit dem Auto nicht fahren.


Am Ufer des Fjords liegen unzählige Miesmuscheln. Das umgebende Gestein ist Schiefer, der jedoch nicht, wie eigentlich meist üblich, schnurgerade gestapelt ist, sondern in den aberwitzigsten Kurven verläuft.

Bahia Lapataia

Ein kleiner Rundweg führt in einen Wald, in dem wir eine aufgegebene Biberburg entdecken. Später erfahren wir, dass hier in den Gegend Mitte der 1950er Jahre 25 kanadische Biberpaare ausgesetzt wurden, die extra per Wasserflugzeug aus dem hohen Norden herbeigeschafft wurden. Man hoffte auf eine reiche „Pelzernte“. Die hat sich vermutlich eingestellt, denn die Biber vermehrten sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten aufgrund fehlender natürlicher Feinde  rasant bis in die Hunderttausende - und richteten großen Schaden in den empfindlichen subarktischen Wäldern an. Noch immer ist das Nagetier hier ein problematischer Zuwanderer. 

Eine aufgegebene Biberburg


Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen Campingplatz am Fluss. Eine Wanderung führt uns am nächsten Tag am Rande des Lago Roca bis an die chilenische Grenze, die hier mitten in der Natur verläuft. Einen Grenzposten gibt es nicht, nur ein Hinweisschild, das dringend vor dem Übertreten der Grenze warnt. Gelegentlich soll es hier wohl auch Kontrollen geben. Aber heute, an Silvester, ist kein Grenzer in Sicht. Trotzdem reizt uns keine illegale Grenzüberschreitung, denn der Rückweg ist erneut mit einigen Hürden gespickt: dicke Felsbrocken, kleine Wasserläufe, die nur über umgestürzte Baumstämme überquert werden können, etc.. 

Die chilenische Grenze
Den Silvesterabend verbringen wir mit Regula und Jörg aus der Schweiz (die wir ein paar Tage später in Ushuaia wieder treffen) und Anne und Ralf aus dem Bergischen Land, die ebenfalls hier campen. Es ist eine sehr nette Runde. Gegen den kalten Wind wärmt uns ein Lagerfeuer und Anne schenkt leckeren selbstgemachte Glühwein aus! Den Jahreswechsel hätten wir fast verpasst, wenn nicht andere Camper mal kurz laut gerufen hätten. Ansonsten bleibt es hier im Nationalpark jedoch ganz ruhig, keinerlei Feuerwerk ist auszumachen.

Der Neujahrsmorgen wartet mit einer Überraschung auf: Es ist sonnig und sommerlich warm! Das Thermometer knackt die 20-Grad-Marke und wir haben den ganzen Tag T-Shirt-Wetter. Allerdings füllt sich unser kleiner Campingplatz nun rasant: Wo gestern nur vereinzelte Wohnmobile und Zelte standen, ist schon bald kein Durchkommen mehr. Die Argentinier zieht es zum Neujahr-Feiern ins Freie und geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Überall werden die Grills angeworfen und  Musik dudelt aus den Autoradios. Wir sind heillos eingeparkt und kommen hier erstmal nicht mehr raus. 



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