Freitag, 27. November 2015

20.-24.11.2015: Wale, Pinguine und mehr auf der Halbinsel Valdes

Nach etwa dreistündiger Fahrt durch die karge und hier tatsächlich etwas langweiligere Pampa erreichen wir Puerto Madryn. Hier wird erstmal für die nächsten Tage eingekauft und Thomas gönnt sich endlich ein lang ersehntes Vogelbestimmungsbuch für Südamerika (spanisch/englisch). Danach wollen wir noch eine argentinische SIM-Karte für das Handy erstehen - was mit etlichen Gängen zwischen Telefonladen und Kiosk (der die Karten verkauft und wo man das Guthaben aufladen kann) verbunden ist. Irgendwann ist auch das geschafft und wir fahren weiter Richtung Halbinsel Valdes. 

Zum Glück entscheiden wir uns nicht für die geteerte Hauptstraße, sondern für die Schotterpiste entlang der Südküste. Es führen immer wieder kleine Abstecher direkt an den Strand oder an Aussichtspunkte auf den Klippen. 

Strände im Golf Nueve

Vom ersten größeren Strand aus erblicken wir in etwas größerer Entfernung unsere ersten Wale, die dort springen und sich mit dem Fernglas gut beobachten lassen - welch ein Erlebnis! 
Wir fahren noch einen Strand weiter und wollen dort übernachten. Laute Geräusche lassen uns plötzlich aufhorchen. Es sind Wale, die wie wild springen und mit ihren Fluken das laute, dumpfe Klatschen auf der Wasseroberfläche verursachen! Wie faszinierend! 

Walfluke vor Steilküste
Voller schöner Eindrücke legen wir uns schon gegen 22 Uhr schlafen - bis eine halbe Stunde später mehrere Autos kommen und die Leute - mit Kind und Kegel - anfangen, Party zu machen. Immerhin ist es Freitagabend! Und gefeiert wird hier in Südamerika grundsätzlich erst ab dem späteren Abend. Notgedrungen machen wir uns wieder auf den Weg, bis wir ein kleines Stückchen weiter tatsächlich einen einsamen Strand ohne feierwütige Nachbarn finden. 

Am nächsten Vormittag klappern wir etappenweise die verschiedenen Aussichtspunkte ab, bis wir den Eingang des Nationalparks erreichen. Der Eintritt kostet 260,- Pesos pro Nase (etwa 18 € nach „Blue-Dollar-Kurs“). Nach einigen Kilometern gibt es kleines Info-Zentrum. Wir erhalten dort eine - sehr grobe - Karte mit den wichtigsten Points of interest. Genaueres Kartenwerk hängt zwar an der Wand, ist aber leider nicht erhältlich. 
Es gibt auf der Halbinsel nur einen einzigen Ort, Punta Pirámides, der eigentlich ausschließlich vom Tourismus lebt. Trotzdem wirkt dort alles sehr übersichtlich, geruhsam und nahezu verschlafen. 

Puerto Pirámides
Wir kommen auf dem örtlichen Campingplatz direkt hinter den Dünen unter. Die sanitären Anlagen sind neu und sehr sauber. Duschzeit ist hier jedoch nur zwischen 18:00 und 18:30 - und gegen Vorlage der Eintrittsmarke! Wasser ist ein rares Gut auf der extrem trockenen Halbinsel. Aber was für eine Wohltat, sich nach fast einer Woche „Katzenwäsche“ endlich wieder sauber zu fühlen! 

Unsere Nachbarin ist Astrid, fahrrad-weltreisende Wienerin und Tauchlehrerin, so um die 30 Jahre alt. Sie ist schon seit 3,5 Jahren nahezu nonstop unterwegs, bisher fast nur in Asien und jetzt seit etwa 3 Monaten in Argentinien. Hinzu stößt Christiane, Berlinerin, Schulpsychologin, Anfang 60, und eine echte „Heldin“, die allein per Motorrad Südamerika durchreist. „Helden“ sind für sie Motorradfahrer, die ohne Begleittross etc. reisen - und zählt sich seltsamerweise selber nicht dazu. Wir finden, sie ist auf jeden Fall eine!! Sie ist für ihren Lebenstraum vorzeitig in Pension gegangen. 

Am nächsten Tag laden wir die beiden ein, uns auf einer Rundfahrt auf der Halbinsel zu begleiten, da sie mit ihren Fahrzeugen dieses schlecht bewerkstelligen können. Die Entfernungen sind doch größer, als man denkt, und wir werden an diesem Tag etwa 200 km zurücklegen. 

Zunächst ein kleiner Proviant-Einkauf im winzigen Supermarkt - und schnell noch die Mails checken! Seltene Gelegenheit: An der Straßenecke gibt es tatsächlich ein einigermaßen stabiles WiFi!

WiFi in Pirámides


Als erstes erreichen wir die Salina Chica, einen von drei Salzseen auf der Insel, wo im 19. Jahrhundert professionell Salz abgebaut wurde. Es ist merkwürdig und faszinierend zugleich, auf dieser riesigen ebenen, blendend weißen Fläche zu laufen. Es fühlt sich ein wenig so an, als würde man über Eis gehen und knirscht unter den Füßen. Eine Ähnlichkeit ist tatsächlich vorhanden, denn manchmal gibt es wässrige Abschnitte, wo man einsacken kann. Schaut man genauer hin, so erkennt man eine leichte Rosafärbung des Salzes. Die kommt von kleinen Krebstierchen, die erstaunlicherweise in der Tiefe (über)leben und zu gewissen Jahreszeiten, wenn es hier feuchter ist, u. a. Flamingos (die jetzt nicht hier sind) als Nahrung dienen und für deren rosa Gefieder verantwortlich sind.

Salina Chicka

Salzseen sind eben doch eine lebensfeindliche Umgebung

Als nächstes erreichen wir Punta Delgada an der Steilküste im Südosten der Halbinsel. Dies ist ein Privatgelände mit Restaurant und Leuchtturm. Hier sehen wir die ersten Seelöwen und Seeelefanten, die faul in der Sonne unten am Strand dösen. Die Tiere haben echt die Ruhe weg. Was für ein Leben! Da darf auch für eine kleine Pause nicht fehlen.

Punta Delgada
Seeelefanten


Auf der Weiterfahrt erblicken wir richtig hohe Steilklippen, die wir fotografieren möchten. Von deren Rand bietet sich ein unerwarteter, grandioser Ausblick: Der ganze, endlos lange Strand ist voller Seelöwen und Seeelefanten! Unzählige Tiere halten hier ihre Siesta. 



Auch bei der nächsten Station, El Elvira, gibt es wieder Seelöwen und Seeelefanten. Doch plötzlich - was ist das? Tatsächlich erklimmt ein einsamer Pinguin das doch recht steile, steinige Strandgelände und schaut sich etwas verloren um. Ein Weilchen später erscheint ein zweites Tier, und gemeinsam machen sie sich auf ihren kurzen Beinchen auf den weiten, beschwerlichen Weg Richtung Klippen. Unsere ersten Pinguine!

Einsamer Pinguin

Verdiente Pause


Aber sollte noch besser kommen! Am nächsten Haltepunkt brütet eine große Pinguin-Kolonie in den Klippen. Manche Tiere sind kaum einen Meter von den Besuchern entfernt und lassen sich nicht im geringsten stören. Sie posieren bereitwillig für Fotos. Hier sind die Pinguine Höhlenbrüter. Man kann einzelne Tiere in ihren Bruthöhlen gut beobachten. Die Küken sind laut Schautafel bereits geschlüpft, sind aber nicht zu sehen und werden erst in einigen Wochen die sichere Höhle verlassen. 





Erstaunlich sind auch die Geräusche, die die Pinguine machen! Manche Tiere „trompeten“ lang und durchdringend. Um den Partner zu rufen?

Letzter Haltepunkt ist Punta Norte. Hier haben wir ungeheures Glück: Drei Orcas schwimmen und springen im Meer! Sie sind schon ein bisschen weit entfernt, lassen sich mit dem Fernglas aber immer noch gut beobachten! Was für ein Glück, denn Orcas gibt es hier zur Zeit nicht viele!

Nun geht es auf direktem Weg über etwa 80 km Schotterpiste zurück nach Punta Piramides. Eigentlich ist die Straße recht gut und fest ausgebaut, aber die Straßenränder sind weich und sandig. Nicht weit vom Ziel ein riesiger Schreck: Hier hat sich vor kurzem ein schwerer Unfall ereignet. Das Auto ist völlig demoliert, hat sich offensichtlich überschlagen. Die beiden Insassen konnten sich selber befreien und sind wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Die junge Frau hat es etwas schwerer erwischt als ihren Begleiter, sie hat einen Schock und ist an der Schulter verletzt. Auch den Notarzt haben sie bereits informiert; die Ambulanz kommt nach wenigen Minuten und bringt beide ins Hospital nach Piramides. Am nächsten Tag sehen wir das Wrack neben mehreren anderen vor der Feuerwehrwache. Solche Unfälle passieren hier scheinbar öfter! 
Dieses Erlebnis drückt die Stimmung nach dem bislang so einmalig schönen Tag doch erheblich.

Schotterpisten sind mit Vorsicht zu genießen
Doch damit nicht genug. Am späteren Abend, nach dem gemeinsamen Essen, stellt Christiane fest, dass ihr Tablet-PC aus ihrem Zelt gestohlen wurde. Es bleibt natürlich unauffindbar Nicht nur das Gerät, sondern auch alle ihre Fotos und sonstigen Daten sind damit verloren. Was für eine Ernüchterung! Ab sofort werden auch wir wieder sorgfältiger mit dem Verstecken und Verschließen unserer Sachen. Selbst hier, an diesem einmaligen Ort, kann man sich eben nicht darauf verlassen, dass alle Menschen nur wegen der Naturschönheiten herkommen. Letztlich wie überall auf der Welt. 

Am Montag gönnen wir uns dann noch einen ganz besonderen Höhepunkt: Eine Whalewatching-Tour per Boot. In einem offenen Boot geht es in die Bucht hinaus. Meistens halten sich die Wale in der nähe der Küste auf, so dass man nicht lange suchen muss, um sie zu finden.








2 Kommentare:

  1. 😀 Vielen Dank für die schönen Bilder und die tollen Berichte...

    AntwortenLöschen
  2. Es ist so schön, den Morgen mit euren tollen Fotos und Erlebnisberichten zu beginnen und in Gedanken mitreisen zu können :-)

    AntwortenLöschen