Donnerstag, 10. März 2016

21.01. bis 30.01.2016: Durch das südliche Chile und entlang der Carretera Austral

Nur vier Kilometer hinter Los Antiguos passieren wir den Grenzübergang nach Chile. Hier nimmt man es mit den Lebensmittelkontrollen sehr genau, einige Fahrzeuge werden regelrecht gefilzt. Das bleibt uns zum Glück erspart, wir haben unsere „verbotenen Waren“ schon vorsortiert, was dem Zöllner offenbar ausreicht. So landen ein paar frische Zwiebeln, eine Bananen, Knobi und kleines Stück Speck in der Mülltonne. Zuvor wird jedes Teil akribisch in einer Liste erfasst! Diesmal haben wir das meiste Frische rechtzeitig vor der Grenze aufgegessen und nur einige „Alibi-Waren“ für den Zoll übrig gelassen.

Nur wenige Kilometer hinter der Grenze liegt Chile Chico, wo wir Station machen. Chile Chico (Klein Chile) hat etwa 2000 Einwohner und liegt sehr schön am Lago General Carrera, wie der Lago Buenos Aires hier auf der chilenischen Seite genannt wird. Er ist nach dem Titikakasee der zweitgrößte See Südamerikas und zieht sich über eine Länge von 180 km hin. 


Wir finden am Ortseingang einen netten Campingplatz und beschließen, hier ein paar Tage zu bleiben. Allerdings ahnten wir nicht, dass in der Stadt gerade Festwoche war und der Festplatz sich direkt hinter dem Campingplatz befand. Abends gegen 22:30 Uhr setzte plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm ein. Jemand hatte die Musikanlage auf volle Lautstärke gedreht. Soundcheck für das am morgigen Tag beginnende Festival. Am nächsten Abend entschieden wir uns mit eigenen Augen das Spektakel anzusehen und -hören. Besser als mit Ohrstöpsel auf dem Campingplatz zu bleiben. Eine mexikanische Kapelle mit Sängerin heizte dem Publikum mit südamerikanischen Klängen ein. 

Fiesta mexicana in Chile Chicko
Am nächsten Tag sollte es weitergehen. Davor wollten wir aber noch ein chilenisches Rodeo besuchen. Das Rodeo findet in einer runden Arena statt, welches durch einer halbkreisförmigen Palisade geteilt wird (Medialuna = Halbmond). Jeweils zwei Reiter müssen nun einen hereingelassenen Stier durch die Arena treiben. wobei einer der Reiter von hinten das Tier vorantreibt und der zweite Reiter verhindern muss, dass der Stier seitlich ausbricht. Nachdem so mehrere Runden in der Arena gedreht wurden, versucht einer der Reiter das Tier mit der Brust seines Pferden umzustossen. Gelingt es ihm, gibt es Beifall vom Publikum. Punktrichter bewerten dann Haltung und Stil von Reiter und Pferd.



Es gibt auch noch größere Sporen!!!
Auf einem abgelegenen Campingplatz ausserhalb der Stadt übernachteten wir und machten uns dann auf dem Weg zur Carretera Austral, die berühmt-berüchtigte ca. 1200 km lange Strasse, die den Süden Chiles mit dem Rest des Landes verbindet. Berüchtigt, weil sie zum großen Teil noch aus Schotterpiste besteht. Aber erst einmal geht es am Südufer des Lago General Carrera entlang Eine Schotterpiste schlängelt sich mit teils abenteuerlichen Kurven an steil abfallenden Hängen den See entlang. Immer wieder bieten sich grandiose Ausblicke.



Bei einem Fotostopp entdecken wir, dass ein Reifen Luft verliert. Die zweite Reifenpanne! Allerdings haben wir sie zum Glück noch rechtzeitig bemerkt und so den Reifen noch retten können. 

Tägliches Krafttraining
In Puerto Tranquilo machen wir einen Bootsausflug zu den berühmten Marmorhöhlen. Das sind bizarre Felsformationen und -höhlen, die durch Wellengang ausgewaschen wurden. Sehr schön und beeindruckend. Ein großer Fels im Wasser, die Kathedrale genannt, war so unterspült, dass man an vielen Stellen durchsehen konnte. Er wurde nur noch von einer Vielzahl von Säulen getragen.





Weiter geht es durch eine sehr beeindruckende Landschaft. Die Carretera Austral ist häufig nur eine schmale Gasse, links und rechts wuchert regenwaldähnliche Vegetation. Besonders die riesigen Blätter eines rhabarberähnliches Gewächses sind beeindruckend! Kaum zu glauben, dass diese Straße die Hauptverbindungsader für den Süden Chiles ist.

Hauptverkehrsader im Süden von Chile
Wir merken schnell, dass Straßenbau ein großes Thema in Chile ist. Immer wieder treffen wir auf Baustellen. Die Carretera wird zur Zeit ausgebaut und dabei riesige Erdmassen bewegt. Einmal müssen wir wegen Sprengarbeiten vor einer Absperrung zwei Stunden lang auf die Weiterfahrt warten. Beeindruckend ist, wie sich die Baggerfahrer auf hohen, steilen Abhängen sicher mit ihren Maschinen bewegen, man fürchtet immer, dass sie gleich abstürzen könnten…


Am Abend erreichen wir das Gebiet am Cerro Castillo, einer sehr beeindruckenden Bergformation mit vielen Zinnen und Türmchen. Der Campingplatz biete einen wunderbaren Panoramablick auf den Berg. 

Cerro Castillo

Hier in der Nähe, am Rande eines hübschen Flusstals, befinden sich auch „Cuevas de los manos“, also Höhlen bzw. Felsvorsprünge mit vieltausendjährigen Handabdrücken und Malereien der hiesigen Ureinwohner. Allerdings ist es hier deutlich kleiner als in der Höhle in Argentinien, so dass die Besichtigung recht schnell wieder vorbei ist. 

Die Cuevas de los manos
Unsere nächste Station ist Cohaique, eine geschäftige, mittelgroße Stadt. Der gepflegte Campingplatz am Stadtrand, mitten im Grünen an einem kleinen Fluß, bietet den Luxus von warmen Duschen und eines guten Internets. Hier verbringen wir drei Tage und arbeiten weiter an unserem Blog. 

Weiter geht es nach Puerto Aysen. Elke wird ja schon die ganze Reise über immer wieder von Zahnschmerzen geplagt. Nun wird es deutlich schlimmer, und auch das Auto quietscht und klappert laut, so dass wir beschließen, auf den Rest der für Mensch und Maschine beschwerlichen Carretera Austral zunächst zu verzichten und per Fähre von Chacabuco bis Puerto Montt zu fahren. Wir haben großes Glück und können noch auf der am selben Abend startenden Fähre mitfahren. Eigentlich soll sie um 19:30 Uhr ablegen. Aber bis wirklich alles - inclusive mehrerer Viehtransporter - verladen ist, ist es schon nach 23 Uhr, bis es endlich losgeht. Die Fahrt soll 24 Stunden dauern.


Am nächsten Tag ist schönstes Wetter, so dass wir viel Zeit an Deck verbringen können. Steuerbords ziehen Berge, Vulkane und Gletscher langsam an uns vorbei, zur Linken wird das Bild von Inseln und dem offenen Meer geprägt. Wir können alles in Ruhe geniessen, weil die Fähre wirklich seeehr langsam unterwegs ist. Gegessen wird zu festen Zeiten, es gibt für alle die selbe einfache, aber sättigende Kost, ein Nachschlag ist nicht eingeplant. Die Mahlzeiten sind im Fährpreis inclusive. Ansonsten gibt es an Bord keinerlei Verkauf von Snacks oder Erfrischungen, und auch der Genuss von Alkohol ist, wie uns der Film mit Sicherheitshinweisen zu Reisebeginn erläuterte, an Bord verboten. 





Die Fähre holt die am Abfahrtsabend verlorene Zeit nicht wieder ein und muss in Puerto Montt noch eine ganze Weile auf das Anlegen warten. Da wir mit unserem Auto ganz hinten unten im Frachtraum stehen, sind wir so ziemlich die letzten, die von Bord rollen können. Um 02:38 Uhr haben wir wieder festen Boden unter den Rädern…. Wir irren noch ein Weilchen durch die schlafende Großstadt, bis wir eine Tankstelle finden, wo wir den Rest der Nacht zwischen parkenden LKW verbringen. 

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