Freitag, 11. Dezember 2015

02.-03.12.2015: Reise in die Vergangenheit

Über eine sehr schlechte Schotterpiste erreichten wir den geologischen Naturpark „Bosque Petrificado Jose Ormaechea“ bei Sarmiento. Hier hat sich vor Urzeiten (ca. 65 Mio. Jahren) eine große Naturkatastrophe ereignet: Damals waren die Temperaturunterschiede noch größer, und so fegte ein gewaltiger Sturm über das Land hinweg und entwurzelte unzählige Bäume (Palmen und Araukarien), die durch nachfolgende Wassermassen über weite Strecken mitgerissen und verteilt wurden. Die entwurzelten Bäume wurden von Sedimentschichten bedeckt, und über die Jahrmillionen mineralisierte sich das Holz und wurde zu Stein. Durch Erosion wurde es nach und nach wieder frei gelegt. Heute bietet sich ein wahrhaft beeindruckender Anblick: Es schaut aus, als sei der Sturm erst vor Kurzem über die Landschaft gebraust. Alles liegt voller Baumstämme, abgerissener Holzstücke und unzähliger Holzsplitter. Manch ein Stamm ragt erst zur Hälfte aus den Felsen heraus, andere sind auf ganzer Länge frei gelegt. Die Holzstruktur ist komplett erhalten. Man kann nur fühlen und hören, dass es kein organisches Material mehr ist, sehen kann man dies nicht. Wir konnten uns kaum sattsehen und haben - als einzige Besucher! - mehrere Stunden dort verbracht und unzählige Fotos gemacht. Hier nun eine kleine Auswahl:

Das Tal der versteinerten Bäume

Durch Erosion freigelegte Baumstämme




Anschließend verbrachten wir eine annähernd schlaflose Nacht abseits der Straße bei Sarmiento. Als wollte die Vergangenheit uns einholen, heulte ein gewaltiger Sturm über uns hinweg und schüttelte das Auto durch. Jedoch gibt es hier heutzutage keine Gewächse mehr, die höher als 50 cm sind, so dass wir uns nicht vor umherwirbelnden Baumstämmen fürchten mussten.

Einsamer Stellplatz inmitten der Pampa

Ein weiteres Highlight folgte gleich am nächsten Tag: Wir besuchten die Cueva de las Manos („Höhle der Hände“). Die Höhle liegt weit abgeschieden an einem idyllischen Canyon, und so waren wir überrascht über die doch recht vielen Besucher dort, inclusive eines kompletten Reisebusses, bei dem wir uns fragten, wie er die steilen, engen Straßen dorthin bewältigt haben mochte. 
Erst vor rund 70 Jahren wurde diese Höhle mit steinzeitlichen Malereien entdeckt. Der Besuch ist nur mit einer Führung erlaubt. Die Bezeichnung „Höhle“ ist ein wenig irreführend, denn überwiegend sind die rund 9300 Jahre alten Malereien an den Wänden von Felsüberhängen angebracht. Einmal öffnet sich der Fels tatsächlich zu einer etwa 25 Meter tiefen Höhle, die den nomadisierenden Ureinwohnern Schutz geboten hat. Das Innere der Höhle ist jedoch weitgehend unverziert. Es ist erstaunlich, wie gut die Malereien erhalten sind, die nun schon seit fast 10.000 Jahren beständig der starken Sonne und dem windigen Wetter ausgesetzt sind. Vielleicht trägt die hiesige extrem niedrige Luftfeuchtigkeit dazu bei. 
Die Steinzeitmenschen haben in erster Linie Abbildungen von Händen hinterlassen: Große, kleine, auch eine mit sechs Fingern (!), unzählig viele sind es, in verschiedenen Farben. Das zweite Motiv sind Guanakos, ihre bevorzugte Beute und Nahrungsquelle. Flüchtende Ghanakos mit gestreckten Beinen sind stets von einem jagenden Menschen (Strichmännchen) begleitet, weidende Tiere stehen still. Als Farbe dienten gemahlene Mineralien, die in dieser Gegend in unterschiedlichen Farbtönen vorkommen. Wahrscheinlich bot der Canyon mit seinem kleinen Bach auch den Tieren einen etwas wirtlicheren Lebensraum als die karge Umgebung, so dass hier diese Höhlensiedlung entstanden war. 

Eine Oase inmitten der kargen Landschaft Patagoniens
Der Weg zu den Felszeichnungen

Botschaften aus der Vergangenheit

Getanzt hat man schon damals

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