Samstag, 12. Dezember 2015

04.-11.12.2015: Parque Nacional Los Glacieres

Seit zwei Tagen sind wir nun auf der legendären Ruta 40 unterwegs, die Argentinien von Nord nach Süd durchquert und Teil der Panamericana - der berühmten Strecke von Alaska im Norden bis Feuerland im Süden - ist. Die Ortschaften werden kleiner, die Entfernungen zwischen ihnen immer größer (bis zu 200 km) und der Gegenverkehr seltener. Höchstens eine Handvoll Autos kommen einem auf so einer Strecke entgegen. Man ist fast gewillt anzuhalten, sich mit Handschlag zu begrüßen, nach dem woher und wohin zu fragen und dann weiter seines Weges zu ziehen, so wie es vielleicht vor langer Zeit die Gauchos auf ihren Pferden getan haben. Tankstellen sind selten und hier in der endlosen Einsamkeit einen Tankstopp auszulassen, kann verhängnisvolle Folgen haben.

Die legendäre Ruta 40

Wir nähern uns dem Nationalpark Los Glacieres („Gletscherpark“). Je näher wir kommen, desto mehr Fotostopps machen wir, denn der Ausblick auf das Fitz-Roy-Massiv wird von Kilometer zu Kilometer faszinierender!

El Chalten mit Fitz Roy
Schließlich erreichen wir El Chalten und gehen auf den dortigen Campingplatz. Hier treffen wir auf die deutsche Seabridge-Reisegruppe, die gemeinsam den südlichen Teil der Panamericana fährt.  - und sind froh, das wir bei unserer Reise keinem Gruppendruck unterliegen und alles frei planen können. 

El Chalten ist ein netter, noch sehr junger Ort, der ausschließlich vom Wandertourismus lebt. Es gibt jede Menge Hostels und Hotels, sowie viele Lokalitäten und Souvenirshops. Eine so gute touristische Infrastruktur hatten wir bis dato noch nirgendwo anders gefunden. Einzig das Internet steckt hier noch in den Kinderschuhen. In einem Café haben wir - nach rund einer Woche in der „Wildnis“ - ein kleines, schwaches Netz gefunden, das aber nur für WhatsApp ausreichend stark ist. Immerhin, es ist wieder Kontakt mit der Heimat möglich!


Wir machen hier eine kleine Wanderung zu zwei Aussichtspunkten auf einem Berg am Rand der Stadt. Von dort hat man einen sehr schönen Ausblick auf den Fitz Roy (3405 Meter) und den Cerro  Torre. Diese mächtigen Granitnadeln sind der Spot für Felsenkletterer aus aller Welt. Wer es weniger aufregend mag, findet viele Wanderwege in der Umgebung.


Es tut unendlich gut, nach rund drei Wochen entlang staubiger Pisten, endlich mal wieder sattes Grün zu sehen! Zwar ist der Bewuchs auch hier noch relativ karg, aber es gibt (nicht allzu große) Bäume, blühende Sträucher, fettes Gras auf dem Campingplatz - und unzählig viele Löwenzahnpflanzen! Man fühlt sich fast in die heimische Bergwelt versetzt.

Wir planen eine Wanderung an den Lago Capri, einen kleinen See, von dem aus man einen sehr schönen Ausblick auf den Fitz Roy hat. Leider läuft Elke sich schon nach kurzer Zeit fette Blasen an den Fersen in ihren neuen Wanderschuhen (ja, soll man nicht machen!!), so dass Thomas den Weg allein fortsetzt. Es besteht keine Gefahr, dass er unterwegs verloren geht, denn es sind unzählige andere Wanderer hier unterwegs.



Chilenischer Feuerbusch

Lago Capri mit Blick auf den Fitz Roy



Am nächsten Tag geht es weiter nach El Calafate, der „Hauptstadt“ des Nationalparks. Hier kommen wir auf dem Campingplatz unter. Zunächst besuchen wir das „Glaciarium“, ein neues, multimedial gestaltetes Museum, das sich mit allem rund um Eis und Gletscher im Allgemeinen und den hiesigen Gletschern im Besonderen befasst. 

Die Eingangsfront des Glaciariums wurde in Anlehnung an Gletscherspalten gestaltet. Im Hintergrund übrigens ein ausgedehnter Flächenbrand in ca. 40 km Entfernung, der die ganze Stadt in einer dichten Rauchwolke einnebelte.



Am nächsten Tag zieht es uns zum berühmtesten Gletscher des Landes, den Perito-Moreno-Gletscher. Der Eintritt in den Nationalpark ist happig: 260,- Pesos pro Nase. Und falls man am nächsten Tag wiederkommen möchte, muss man erneut zahlen, lässt uns die Rangerin wissen. 
Je näher wir dem Gletscher kommen, desto dichter werden die Wolken und der Wind wandelt sich zeitweise zum Sturm. Leider fängt es auch noch an zu regnen, es bleibt zum Glück jedoch größtenteils bei Geniesel.



Auf gut ausgebauten Stegen kann man über mehrere Kilometer direkt gegenüber der Gletscherzunge entlang wandern. Trotz des grauen Wetters ist es ein atemberaubendes Farbenspiel in den unterschiedlichsten Blau-Schattierungen in den Gletscherspalten und -rissen. Der Gletscher ist echt riesig! Er ist an dieser Stelle ca. 5 km breit und 60 Meter hoch! Die Länge beträgt rund 30 km. Hiervon kann man wegen der dichten Wolken an diesem Tag jedoch leider nicht viel sehen, es gibt kaum Fernsicht.



Mehrmals brechen kleinere Eisbrocken ab, und einmal können wir sogar das Kalben, das Abbrechen eines riesigen Eisstücks, beobachten, das mit mächtigem Donnern ins Wasser des Lago Argentino kracht. 





Wir sind rund drei Stunden hier unterwegs und machen unzählige Fotos. Alle paar Meter bietet sich ein neuer, grandioser Ausblick auf den mächtigen Gletscher. 

Reichlich durchgefroren (bei 8 °C Außentemperatur, Wind und Regen) erreichen wir wieder unser Wohnmobil, wo endlich die Heizung nach langer Zeit ihren Dienst tun darf. Der eisige Atem des Gletschers hat uns voll erwischt!



Gecampt wird auf einem freien „Campingplatz ohne Service“ am Lago Roca in der Nähe des Gletschers inmitten grandioser Natur.

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